In Maaseik im Norden der Provinz Limburg geschehen seltsame Dinge. Der eine oder andere würde sagen: "Es spukt". Ein VRT-Fernsehteam hat sich auf den Weg zum Tatort gemacht und nach Opfern gesucht. Und prompt auch welche gefunden. "Mein Auto springt nicht mehr an", sagt ein älterer Herr. Erst habe er gedacht, dass ein Marder der Übeltäter ist. Nur: Die Kabel im Motorraum sind in Ordnung.
Und dann gleich noch ein Zeuge: "Meine Enkelin ist betroffen", sagt dieser Mann. Seit einer Woche funktioniert bei ihr das Garagentor nicht mehr. Die Techniker von der Lieferfirma hätten auch schon nach dem Rechten gesehen. Sie finden aber das Problem nicht.
Der Zeitung Het Belang van Limburg sind noch andere Geschichten zu Ohren gekommen. Z.B. die von dem Mann, der am Abend seinen Wagen vor dem Haus geparkt hat. Am nächsten Morgen stellte er fest, dass alle Scheiben heruntergedreht waren. So hatte er definitiv sein Auto nicht verlassen.
Was ist da los? Das hat sich auch Johan Tollenaere, der Bürgermeister der limburgischen Stadt gedacht. Erst habe er noch gelacht, als er die ersten Berichte über defekte Autos oder nicht funktionierende Garagentore gehört habe, frei nach dem Motto: "Was ist das denn für was Komisches?". Wirklich geglaubt habe er das nicht, bis sich die Klagen gehäuft haben. Inzwischen gebe es täglich Berichte von Leuten, die ihr Auto nicht mehr aufschließen oder nicht mehr starten können.
Das kann kein Zufall mehr sein. Und irgendwie hat man den Eindruck, das Problem eingrenzen zu können. Was die betroffenen Garagentore und z.B. die nicht öffnenden Autos verbindet, das ist die Fernbedienung. Diese Geräte funktionieren ja bekanntlich mit Funkwellen.
Und damit rückt plötzlich der unübersehbare Sendemast in den Fokus, der an einer großen Hauptstraße steht. Bürgermeister Johan Tollenaere jedenfalls glaubt, dass hier der Ursprung des Problems liegt. Wobei: Er sei ja kein Experte, räumt er ein. Im Moment werde das Ganze untersucht, auch von den diversen Nutzern des Sendemastes.
Was den Turm besonders verdächtig macht: Vor kurzem wurden dort noch zusätzliche Antennen installiert. Im Juni montierte die Firma Norkring dort Sendeapparaturen für DAB und DAB+, also digitales Radio. In Het Belang van Limburg weist Norkring aber jegliche Verantwortung von sich. Denn es sei so: Die Firma "Broadcast-Partners" habe zwei Wochen später ebenfalls noch an ihrer Sendeinfrastruktur auf dem Mast gearbeitet. Pikant daran ist: Die beiden Unternehmen liegen momentan im Clinch, weil sie beide quasi im selben Teich fischen und die eine Firma der anderen gerade einen Auftrag vor der Nase weggeschnappt hat.
So abstrus sich das anhören mag, aber diese Geschichte mag Teil der Erklärung sein. Am wahrscheinlichsten ist, dass es sich hier um klassische Interferenzen handelt. Man könnte sagen: Wellen, die sich gegenseitig stören, manchmal auch annullieren oder verstärken. Das Problem stellt sich insbesondere bei DAB+-Signalen, sagte in der VRT David Erzeel, Ingenieur beim Belgischen Institut für Post- und Telekommunikationsdienste. Wenn man das DAB+-Signal verdoppelt, dann entspricht das ziemlich genau der Frequenz, auf der Fernbedienungen für Autos oder Garagentore senden. Das kann also durchaus diese Geräte stören.
Das heißt: Denkbar ist, dass ein Zusammenspiel von Radiowellen die Erklärung für die seltsamen Phänomene ist. "Ich denke nicht, dass es in meiner Gemeinde spukt", sagt auch Bürgermeister Johan Tollenaere augenzwinkend. Hier geht es wohl um Technologie, die noch in Bahnen gelenkt werden muss. Lassen Sie es uns erst mal dabei belassen."
Roger Pint