Nach der Veröffentlichung des Gesprächs, das Kardinal Danneels am 8. April mit dem Mann führte, der als Kind während 13 Jahren durch den Bischof von Brügge, der sein Onkel ist, missbraucht wurde, haben andere Opfer mit Empörung und neuen Initiativen reagiert. So wurde unterstrichen, dass der Kardinal nur versucht hat, den Schaden für die Kirche zu begrenzen, zu verhindern, dass die Affäre an die Öffentlichkeit gelangte, und dem Bischof Straffreiheit zuzusichern.
Die Bischofskonferenz will in Kürze einen Ausschuss einsetzen, der die Nachfolge der nach den Haussuchungen vom 24. Juni geschlossen zurückgetretenen Adriaenssens-Kommission antreten soll. Diese behandelte die Akten von 475 minderjährigen Opfern sexuellen Missbrauchs in der Kirche.
Die Arbeitsgruppe „Menschenrechte in der Kirche“ will sich damit nicht zufrieden geben und befürchtet, dass dieser neue Ausschuss zu enge Bande mit der Kirche unterhalten wird. Die Arbeitsgruppe verlangt die Bestrafung der Täter und Gehör für die Opfer. Eine Delegation machte das heute der Bischofskonferenz und dem Vorsitzenden der Kammer deutlich.
Die Opfer wollen nicht nur Abbitte vom Papst und den Bischöfen, selbst nicht auf den Knien. Sie wollen eine Bestrafung der Täter und die Anerkennung der Wahrheit. Das ist wichtig. Die Arbeitsgruppe folgt eher der Anregung der flämischen Sozialisten und Grünen, einen unabhängigen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einzusetzen.
Der Kassationshof untersucht augenblicklich noch den Antrag einiger Opfer, die Entscheidung der Brüsseler Anklagekammer rückgängig zu machen, die die Rückerstattung aller vom Untersuchungsrichter beschlagnahmten Akten an die Kirche beschlossen hat.