Im Schnitt wird jeder zehnte Arbeitsunfall als solcher von den Versicherungen abgelehnt. Aber es gibt große Unterschiede. Am großzügigsten ist die Fidea-Versicherung. Nur 3,5 Prozent der Anträge werden abgelehnt. Bei Ethias und dem Marktführer Axa sind es aber 14 Prozent - das ist viermal so viel. Fedris, die Föderalagentur für Berufsrisiken, hat die Zahlen veröffentlicht.
Die Gründe für eine Ablehnung werden fast immer auf einen Mangel an Beweisen zurückgeführt. Ein Beispiel: Ein Arbeiter stolpert bei der Arbeit, als er die Treppe herunterkommt. Dann argumentiert der Versicherer: Es gab kein plötzliches Ereignis, das ihn zum Absturz brachte, weil diese Person jeden Tag diese Treppe herunterkommt. Also wird der Vorfall nicht als Arbeitsunfall anerkannt.
Experten sagen aber, dass der Versicherer vor Gericht immer den Kürzeren zieht. Fest steht: Bei Unfällen auf dem Weg von und zur Arbeit sind die Unterschiede zwischen den Versicherungsunternehmen noch größer. Axa lehnt fünf- bis sechsmal mehr Unfallmeldungen ab als Fidea oder die KBC. Die Argumentation ist oft dieselbe: Es ist nicht erwiesen, dass der Unfall auf dem Weg zur Arbeit stattgefunden hat - und es gibt keine Zeugen.
Die flämische christliche Gewerkschaft ACV nennt die Zahlen mancher Versicherer inakzeptabel. Sie rät dazu, sofort für Zeugen und Beweise zu sorgen. Fotos zu machen, ist dabei die beste Möglichkeit. Vor allem montags sollte man das beherzigen. Denn wer sich am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit den Fuß verstaucht, dem werde oft gesagt, der Unfall müsse wohl am Wochenende passiert sein.
Axa weist die Vorwürfe zurück. Nach Angaben des Versicherers wird nur versucht, "die geltende Gesetzgebung unabhängig von der finanziellen Bedeutung der Akten so korrekt wie möglich anzuwenden". Man müsse dies tun, weil es immer mehr Fälle von Versicherungsbetrug gebe. Und dadurch würden auch die Kosten für Versicherungsgesellschaften und die Versicherten steigen, heißt es. Indirekt wirft die Axa anderen Versicherungen vor, nicht streng genug zu sein.
Eine andere Zahl ist übrigens auch ganz interessant: Jeder fünfte Arbeitsunfall betrifft einen Jugendlichen zwischen 21 und 30 Jahren. Die Fälle haben sich innerhalb von zehn Jahren verdreifacht. Der Grund: Ablenkung. Junge Menschen achten eher auf ihr Smartphone als auf die Umgebung, in der sie sich befinden, und nehmen daher die Gefahren nicht wahr.
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