Wenn es bei einem einmaligen oder sagen wir mal befristeten Gebrauch von Opioiden oder Morphinen bleibt, ist wahrscheinlich gar nichts gegen zu sagen. Es ist im Gegenteil gut, dass es Medikamente gibt, die Menschen mit sehr starken Schmerzen helfen.
Aber: Opioide haben ein großes Suchtpotenzial - das heißt es bleibt oft nicht bei einem begrenzten Gebrauch. Laut Inami haben letztes Jahr 1,12 Millionen Belgier mindestens einmal ein morphinhaltiges Schmerzmittel erhalten. Diese Zahl sagt aber nichts darüber aus, wieviele von diesen 1,12 Millionen auch häufiger oder sogar regelmäßig auf solche Mittel zurückgreifen.
Fakt ist aber: Vor Zehn Jahren waren es deutlich weniger, nämlich nur etwas über 700.000 Personen. Man kann es also drehen und wenden, wie man will, der Konsum von Opioiden nimmt stark zu, und es ist klar, dass das Mediziner und Gesundheitsbehörden beunruhigt.
Die Mittel
Im wesentlichen geht es um zwei Medikamente: Tramadol und Oxycodon. Tramadol ist sozusagen die Nummer 1 - es wurde gut eine Million Mal verkauft im letzten Jahr. Tramadol wird eingesetzt bei mittelstarken bis starken Schmerzen. Dann gibt es noch Oxycodon, das gibt man bei starken bis sehr starken Schmerzen. Das haben etwa 80.000 Patienten in der Apotheke gekauft. Hier sieht man deutlich den Unterschied, Tramadol ist schon sehr weit verbreitet, mit der Gefahr, dass man dieses Medikament und seine Nebenwirkungen verharmlost.
Opioide haben ein starkes Suchtpotenzial - Patienten, die das länger einnehmen, werden davon abhängig, das heißt sie müssen die Dosis stetig erhöhen, um die erwünschte Wirkung zu erzielen, um Schmerzen zu bekämpfen. Das kann man aber nicht endlos betreiben, das wird irgendwann wirklich lebensbedrohlich.
Leider gibt es keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele Menschen aktuell abhängig sind und das ist Teil des Problems. Man kennt das Ausmaß nicht, weil es schwer zu kontrollieren ist. In der Regel bleibt das eine Sache zwischen Arzt und Patient. Patienten sprechen aber selten von sich ein Suchtproblem an. Dann gibt es schon eher Tablettenabhängige, die sich Rezepte von mehreren Ärzten holen und in verschiedene Apotheken gehen, um das Problem zu verschleiern.
Erstmal muss man verlässliche Zahlen haben, wieviele Menschen wirklich gefährdet oder abhängig sind. Immerhin hat Gesundheitsministerin Maggie De Block (OpenVLD) das Problem erkannt und will sich darum kümmern, verlässliche Daten zu beschaffen. Fachleute fordern, dass Ärzte besser ausgebildet werden im Umgang mit dem Verschreiben von Opioiden und dass dazu verbindliche Richtlinien entwickelt werden. Ein Problem ist zum Beispiel, dass Ärzte nicht wissen, wie man morphin- oder opiumhaltige Medikamente wieder absetzt.
Sandra Herff