Mit der App kann der Verbraucher schon im Supermarkt erkennen, wie gesund oder eben nicht gesund ein angebotenes Produkt ist – ohne zuvor in mühseliger Lektüre die Inhaltsangaben auf der Packung selbst entziffern und verstehen zu müssen.
Das Maskottchen von Yuka ist eine Karotte, und ab sofort trägt die Karotte strahlend ein Herz in den Farben der belgischen Flagge in den Händen: Denn Yuka ist jetzt auch in Belgien zu benutzen. Das System ist einfach: Mit seinem Smartphone scannt der Verbraucher den Strichcode eines Produkts im Supermarkt. Rasch erscheint ein Bild des Produkts auf dem Smartphone-Bildschirm, versehen mit einer Bewertung von 1 bis 100 und begleitet von einer Farbe: grün für ausgezeichnet und gut, orange für mittelmäßig und rot für schlecht.
Wer möchte, kann sich bei mittelmäßig oder schlecht benoteten Produkten auch ein vergleichbares Produkt angeben lassen, das eine bessere Bewertung erzielt. Die Bewertungen werden von einem Algorithmus berechnet, der seine Informationen aus verschiedenen, meist offiziellen Datenbanken zu Lebensmitteln oder Kosmetika bezieht. Höchste Objektivität bei der Bewertung der Produkte soll dadurch erzielt werden.
Welche Produkte bei Yuka bewertet werden, kommt darauf an, welche Produkte Kunden vorher zur Bewertung ins Yuka-System eingespeist haben. Die Informationen zum Produkt müssen die Nutzer selbst eingeben. Dass es dabei zu Fehlinformationen kommen könnte, versuchen die Macher von Yuka auszuschließen.
Der Kunde muss die Produkte zum Beispiel immer fotografieren, damit nachvollzogen werden kann, dass die ins System gestellten Angaben richtig sind. „Wir haben außerdem ein eigenes Kontrollsystem eingerichtet“, sagt Ophélia Bierschwale, Sprecherin von Yuka. „Zwei Personen arbeiten in Vollzeit daran, um zu überprüfen, ob die Übertragung der Daten in unser System den Angaben auf den Produktverpackungen entsprechen.“
Yuka ist nicht der einzige Anbieter von solch einer Orientierungs-App, aber Yuka ist äußerst erfolgreich. Erst seit gut zwei Jahren gibt es die App, doch schon neun Millionen Franzosen lassen sich mittlerweile von Yuka beraten, teilt das Unternehmen mit. Die Expansion nach Belgien erfolge jetzt, weil viele Menschen aus Belgien Yuka gefragt hätten, die App auch in Belgien nutzen zu können.
Doch Yuka wird nicht von allen gelobt. Gerade das System mit der farblichen Orientierung, das sogenannte Ampel-System, stößt auf Kritik. Denn dieses System würde ein Produkt nur für sich allein betrachten und nicht die positiven Effekte berücksichtigen, die manche Produkte im Zusammenspiel mit anderen Nahrungsmitteln entfalten.
Auch eine grundsätzliche Negativbewertung von Zusatzstoffen sei falsch, sagt Fabienne Lahaye, Sprecherin des belgischen Dachverbands der Lebensmittelindustrie, Fevia.
„Zusatzstoffe haben oft wirklich eine Funktion, um die Qualität oder Sicherheit des Produkts sicherzustellen“, erklärt sie. „Zusatzstoffe in Lebensmittel sind zugelassen. Sie sind in unseren Augen kein Kriterium, um festzulegen, welche Rolle ein Produkt in unserer Ernährung spielen kann.“
Bei den Nutzern in Frankreich spielt solche Kritik gerade von Seiten der Lebensmittelindustrie kaum eine Rolle. Die RTBF hat in Lille in einer Straßenumfrage Menschen nach ihrer Zufriedenheit mit Yuka befragt. Und hier sind die Aussagen eindeutig.
Ein junger Mann wird zitiert mit den Worten: „Früher hatte man das Problem, dass man die winzig klein gedruckten Informationen auf den Packungen suchen musste, um zu schauen, woraus das Produkt besteht. Und meist wäre ein Diplom in Pharmazie nicht schlecht gewesen, um zu verstehen, was da überhaupt geschrieben steht. Mit der App ist jetzt alles ganz einfach.“
Und eine Frau sagt vor der Kamera: „Mir ist klar geworden, dass man uns belügt. Dass die ganze Werbung eigentlich nur dazu dient, uns zum Konsumieren anzustiften. Dank der Applikation kann man besser verstehen, was man kauft.“
Kay Wagner