18 gesetzlich festgelegt Aufgaben dürfen Pflegehelfer derzeit ausüben. Fünf sollen jetzt dazukommen. "Die Pflegehelfer werden künftig Medikamente verabreichen dürfen, die die Krankenpfleger vorbereitet haben. Sie werden verschiedene Körperwerte wie zum Beispiel den Blutdruck oder Blutzuckerspiegel messen dürfen, Bandagen abnehmen und Kompressen anlegen, Patienten von Fäkalien säubern und ihnen Wasser gegen Dehydratisierung verabreichen", erklärt Clotilde Scius, Krankenschwester in einem Krankenhaus in Ottignies.
Um diese Handgriffe ordnungsgerecht auszuführen, sollen die Pflegehelfer 150 zusätzliche Ausbildungsstunden erhalten. Bereits aktive Pflegehelfer sollen diese 150 Stunden in Weiterbildungslehrgängen absolvieren. Für Auszubildende sollen diese 150 Stunden dem normalen Ausbildungsprogramm hinzugefügt werden.
Pflegehelferin Maude Pierre, die im gleichen Krankenhaus wie Krankenschwester Clotilde Scius arbeitet, findet es gut, dass sie bald mehr Aufgaben übernehmen darf. "Wir waren bei unserer Aufgabenausübung blockiert. Denn jedes Mal mussten wir eine Krankenschwester bitten, zu kommen. Dabei sind die Krankenschwestern meist mit anderen Dingen beschäftigt. Wir haben immer nach Alternativen geschaut, um dieses Problem zu beheben. Mit der neuen Regelung können wir besser arbeiten."
Auch Krankenschwester Scius zeigt sich zufrieden mit den Neuerungen: Wenn die Pflegehelfer mehr Aufgaben übernehmen würden, würde das tatsächlich die Krankenpfleger entlasten. Zu einer Zeit, wo es sowieso einen Mangel an Krankenpflegern gibt, sei das wertvoll.
Mehr Ausbildungsstunden gefordert
Doch bei ihren Berufsvertretungen sieht man die Neuerung skeptisch. Seit Anfang an hat sich zum Beispiel der allgemeine Krankenpflegeverband Belgien (Union Générale des Infirmiers de Belgique, UGIB) gegen die Pläne von Gesundheitsministerin De Block gestellt.
Verbandspräsident Paul Sonkes wägt dabei ab. "Der positive Aspekt ist, dass die Arbeit des Pflegehelfers aufgewertet wird und der Krankenpfleger weniger Aufgaben bewältigen muss. Das ist unter den derzeitigen Arbeitsumständen sicher sehr wichtig."
Aber die 150 Stunden Ausbildung für die fünf zusätzlichen Aufgaben findet der Verband zu wenig. Er fordert deutlich mehr, nämlich 1.280 Stunden und zwei statt bislang nur ein Jahr praktische Ausbildung. "Damit wir Pflegehelfer bekommen, die ihres Namens würdig sind", sagt Sonkes.
Bislang hat der Protest der Krankenpflegerverbände nichts genützt. Die Änderungen von De Block könnten schon am 1. September greifen, wenn die zuständigen föderalen Gebietskörperschaften bis dahin ihre Ausbildungspläne entsprechend den neuen Anforderungen umgestaltet haben sollten.
Kay Wagner