Informatiker ist ein Mangelberuf. Bis zu 18.000 Informatiker-Stellen sind in Belgien unbesetzt. Gute Aussichten also für junge Menschen mit einem Informatikdiplom in der Tasche? Sicherlich, doch nicht für alle. Allein in der Wallonie gibt es rund 2.400 Informatiker, die keinen Job finden.
So wie Karim. Mit 32 Jahren entschied sich der damalige LKW-Fahrer, noch einmal die Schulbank zu drücken. Computer waren sein Ding und die Jobaussichten als Informatiker ausgezeichnet. Nach drei Jahren Studium hatte er 2016 seinen Bachelor in der Tasche. Ein Diplom, mit dem man ihn überall mit Kusshand empfangen wird - eigentlich, denn bis heute hat er keinen Job gefunden. Hunderte Lebensläufe und Bewerbungen hat er verschickt, im Internet Jobsuchen eingestellt, sich bei Zeitarbeitsfirmen eingetragen.
Jetzt arbeitet Karim wieder als LKW-Fahrer. Für ihn waren es vier frustrierende und verlorene Jahre: "Trotz aller Versprechungen und all meiner Bemühungen stehe ich jetzt mit leeren Händen da", so Karim. In den paar Bewerbungsgesprächen, zu denen es gekommen war, habe man ihm einen guten Lebenslauf und gute Kenntnisse bescheinigt. Es sei aber immer an fehlender Berufserfahrung gescheitert.
Patrick Van Est ist Marketingverantwortlicher bei einer IT-Beratungsfirma, spezialisiert auf App-Entwicklung. 60 Menschen arbeiten dort, die meisten mit unbefristeten Arbeitsverträgen. Auch Van Est kann nicht nachvollziehen, warum Karim mit dem Lebenslauf keine Stelle findet. "Viele meiner Kunden suchen nach Informatikern mit Bachelorabschluss. Das müsste eigentlich funktionieren", erklärt Van Est. Er glaubt, dass viele Arbeitgeber zu ängstlich sind, Juniors einzustellen und dann in ihre Ausbildung zu investieren.
Seine Firma stelle selbst jedes Jahr drei bis vier Bachelors ein. Klar sei es enttäuschend, wenn diese dann, wenn sie ausgebildet sind, die Firma wieder verließen. "Aber das sind nun mal die Spielregeln", so Patrick Van Est.
Zögerlich sind Firmen also, aber oft auch zu anspruchsvoll. Manche Arbeitgeber forderten nicht nur jede Menge Informatikkenntnisse, sondern auch Kenntnisse in der App-Entwicklung. "Für viele Bachelors ist das jedoch zuviel verlangt", findet Jeroen Franssen, Headhunter bei Agoria, einem Arbeitgeberverband für die Technologiebranche.
Er wünscht sich von den Unternehmen mehr Bereitschaft, in die Ausbildung zu investieren, sieht aber auch ein grundlegendes Problem während des Studiums. Auf die Frage bei wie vielen Unternehmen die Studenten während des Studiums reingeschaut hätten, laute die Antwort oft: nur bei einem. Das müsse geändert werden, sagt Jeroen Franssen, und auch im Hochschulbereich müsse mehr in die duale Ausbildung investiert werden.
Volker Krings
So ein Blödsinn!
Den Informatiker gibt es nicht mehr, das ist eine Branche die aus vielen einzelnen Kompetenzen besteht. Die Nachfrage ist enorm und wird noch stark zunehmen.
Wenn Karim realistische Gehaltsvorstellungen hat, mit den Anforderungen des Jobs klarkommt und ansatzweise sozial kompetent ist, wird er einen Job finden!
Die Uni's und die klassischen Ausbildungen in dem Bereich werden das Problem nicht in den Griff kriegen. Duale Ausbildung ist aber ein guter Ansatz.
Es gibt durchaus Bachelor die ein extrem gutes Niveau bereits während und direkt nach dem Studium aufweisen. Andere tun sich da wiederum schwerer.
Ich glaube, dass der Vermittlungsmarkt sich der Komplexität der geforderten Kompetenzen in der IT aktuell auch nicht wirklich bewusst ist. Wir erleben das in unserem Unternehmen immer wieder.
In Ostbelgien existiert der "Luxus" arbeitssuchender IT'ler ohnehin nicht!