Der Sozialkonflikt bei der Zeitung l'Avenir ist noch nicht beendet. Ein Abkommen, das zwischen Gewerkschaften und der Direktion ausgehandelt worden war, fiel am Donnerstag bei den Journalisten in Ungnade. Nach Meinung der Journalisten gehen die Garantien der Geschäftsführung hinsichtlich der Unabhängigkeit der Redaktion nicht weit genug.
Nach zwei Tagen Streik war die Zeitung l'Avenir am Donnerstag erstmals wieder erschienen. Die Direktion hatte zuvor die Kündigung von drei Jounalisten zurückgenommen. Somit können die Journalisten wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
Der Verband der Berufsjournalisten (AJP) und die Redakteursvereinigung erhielten bei einer Personalversammlung den Auftrag zu weiteren Verhandlungen über den Text der Übereinkunft.
Im Grunde hängt der Haussegen schon seit Wochen schief. Man muss wissen, dass Nethys, Inhaber des L’Avenir-Verlags, vor ein paar Wochen große Umstrukturierungen beim Zeitungsverlag angekündigt hatte. Über kurz oder lang soll dort ein Drittel des Personals abgebaut werden, sprich 45 Vollzeitstellen.
Die Rücknahme der Kündigungen bedeutet noch nicht das endgültige Ende des Sozialkonfliktes, darauf wies ein Vertreter des Redaktionsrates hin. Die Journalisten fordern weitgehende Garantien für die Unabhängigkeit der Redaktion.
Die Beratungen zwischen Gewerkschaften und Redaktionsrat darüber, wie diese Garantien im einzelnen aussehen sollen, zögern sich hinaus. Eine der zentralen Fragen ist dabei die Funktion des Chefredakteurs.
Am Donnerstagvormittag sollte eine Personalversammlung stattfinden. Sie wurde aber verschoben. Der Redaktionsrat verlangte genauere Garantien was die journalistische Unabhängigkeit angeht. Es gebe zwar einen Text, doch der sei zu generell gefasst. Im Nachmittag fand die Versammlung dann stand. Dort wurde die Einigung zwischen Gewerkschaften und Direktion tatsächlich als unzureichend verworfen. Die redaktionelle Unabhängigkeit sei durch den Text nicht garantiert.
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