Richtig zufrieden sind die Gewerkschaftsvertreter nicht. Nur die liberale Gewerkschaft kündigte an, ihre Mitglieder aufzufordern, den Ergebnissen zuzustimmen. Bei FGTB und CSC wollen sich die Verhandlungsführer zunächst erst selbst im Detail mit dem befassen, auf was sie sich mit den Arbeitgebervertretern geeinigt haben, bevor die den Entwurf ihren Mitgliedern vorstellen. "Das alles ist voll von Maßnahmen, die voneinander abhängig sind - ich gehe jetzt nicht ins Detail", zitiert die Nachrichtenagentur Belga den FGTB-Präsidenten Robert Vertenueil.
Neben der Lohnsteigerung von 1,1 Prozent zusätzlich zur Indexanpassung soll laut vorläufiger Einigung auch der Mindestlohn auf zehn Euro pro Stunde steigen. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wird für Arbeitnehmer billiger. Der Anteil, den die Arbeitgeber für Bus- und Bahntickets zahlen, soll von 64 auf 70 Prozent steigen. Mehrere Detailregelungen beschäftigen sich mit der Frühverrentung. Der Entwurf enthält außerdem auch Absprachen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, darunter etwa flexiblere Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte.
Im Gegenzug bekommen Arbeitgeber künftig das Recht, 120 Überstunden von den Beschäftigten zu fordern - 20 mehr als bislang. Die Arbeitgeber hatten mehr erhofft.
Ihre Vertreter zeigten sich am Dienstagmorgen allerdings zufrieden mit der Einigung. "Das ist ein feiner Deal, in dem wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte sich die Waage halten", sagte Pieter Timmermans, Chef des Arbeitgeberverbandes FEB.
Premier Michel zufrieden
Premierminister Charles Michel (MR) ist zufrieden, dass sich Gewerkschaften und Arbeitgeber in der Privatwirtschaft auf ein Lohnabkommen geeinigt haben. Das sei wichtig für den sozialen Frieden im Land und gleichzeitig für die wirtschaftliche Entwicklung und die Kaufkraft, sagte Michel vor Journalisten.
Am Dienstagnachmittag empfängt der Premier die Unterhändler von Gewerkschaften und Arbeitgebern, die ihm die Einzelheiten ihres Abkommens darlegen wollen.
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