Laut Greenpeace gibt es ganz klare Gewinner und Verlierer der bestehenden EU-Agrarpolitik. Gewinner ist demnach eindeutig die landwirtschaftliche Industrie, also Großbetriebe ab 500.000 Euro Jahresumsatz. Sie bekommen den Löwenanteil der 600 Millionen Euro, die jährlich in Form von Agrarsubventionen von der EU nach Belgien fließen.
Verlierer sind im Gegenzug die kleineren Bauern, die Familienbetriebe. Sie bekommen nur einen Bruchteil davon, mit der Konsequenz, dass immer mehr klassische Bauernhöfe verschwinden: 3,7 Millionen Bauernhöfe sind zwischen 2005 und 2013 von der europäischen Landkarte verschwunden, sagt Greenpeace und beruft sich auf Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Mega-Betriebe immer weiter zu.
In Belgien ist diese Entwicklung besonders deutlich zu beobachten: Hier boomen die Mega-Betriebe regelrecht. Von knapp 29.000 landwirtschaftlichen Betrieben sind mehr als 4.100 Großbetriebe - Tendenz steigend. Dazu gibt es natürlich - wie immer in Belgien - regionale Unterschiede: In Flandern gibt es mehr dieser Großbetriebe, in der Wallonie findet man häufiger noch Familienbetriebe.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass mittlerweile 70 Prozent des Schweine- und Geflügelfleisches in Belgien aus solchen Großbetrieben kommt. Zum Vergleich: 2004 waren es noch weniger als 30 Prozent.
Greenpeace fordert einen radikalen Wandel der EU-Agrarpolitik. Es geht hier um viel Geld und um eine einflussreiche Lobby: 30 Milliarden Euro verteilt die EU jährlich an Agrarsubventionen - das ist immer noch der größte Haushaltsposten der EU. Das Geld geht natürlich nicht nur an die landwirtschaftlichen Betriebe selbst, sondern auch die vor- und nachgelagerte Industrie: Die Agrarchemie und Futtermittelerzeugung profitiert beispielsweise davon.
Für Greenpeace ist klar: Wenn wir eine Landwirtschaft wollen, die im Einklang steht mit Umwelt- und Klimaschutz, kann es so nicht weitergehen. Als erstes müssen die Betriebe wieder kleiner werden - das ist eine Empfehlung aus der Studie, die übrigens die Katholische Universität Leuven im Auftrag von Greenpeace durchgeführt hat. Außerdem braucht es unbedingt mehr Unterstützung für kleinere Bauernhöfe, für Familienbetriebe und Öko-Landwirte. Sonst ist die traditionelle Landwirtschaft in absehbarer Zeit nicht mehr zu retten, warnt Greenpeace - aber mit dieser Sicht steht die Umweltschutzorganisation nicht alleine da.
belga/wwf/sh