Seit 2009 veröffentlicht das Arbeitsministerium Statistiken zu Firmenpleiten und Umstrukturierungen. Um so einen schlechten Monat wie den Januar 2019 zu finden, muss man bis zum Oktober 2012 zurückgehen. Damals waren es fast 5.600 abgebaute Arbeitsplätze, darunter allerdings 4.600 allein bei Ford Genk. Das schlechteste Jahr war allerdings 2009 mit einer ganzen Serie von Massenentlassungen: 22 Betriebe im September, 28 im Oktober und jeweils zwölf im November und Dezember.
Diesen Monat sind es schon zehn. Ein Alarmsignal für die belgische Wirtschaft? Der Chefökonom der KBC, Jan van Hove, sagt, es sei vielmehr ein Zeichen für den technologischen Umbruch und die Digitalisierung als für eine wirtschaftliche Flaute. Dem belgischen Arbeitsmarkt gehe es generell gut, trotz eines verlangsamten Wirtschaftswachstum, so Van Hove. Er rechnet auch damit, dass im Laufe des Jahres weitere Stellen geschaffen werden. Der Konsum wird steigen, genauso wie die Kaufkraft und die Löhne im Privatsektor.
Höhere Löhne bedeuten aber dann auch gleichzeitig ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern. Vorsicht sei also geboten, so der KBC-Chefökonom - auch was die Folgen des Brexits und die Probleme in der Eurozone angeht.
In Anbetracht der Regierungskrise Ende 2018 könnte man vielleicht meinen, dass manche Unternehmen das Chaos und die geschwächte Handlungsfähigkeit der Regierung ausgenutzt haben, um lang geplante Umstrukturierungen so still und leise vom Stapel zu lassen. Generell nicht, sagen die Experten, aber es könnte natürlich gut sein, dass manche Unternehmen Umstrukturierungen vorgezogen haben, denn nach den Wahlen könnte es je nach Regierungskonstellation schwieriger werden, beispielsweise was strengere Vorgaben bei Frühverrentungen angeht.
Alles in allem zeigten die Umstrukturierungen aber, so KBC-Chefökomon Jan Van Hove, dass es für eine kleine offene Volkswirtschaft wie die belgische enorm wichtig ist, sich ständig zu reformieren, um wettbewerbsfähiger zu werden. Jetzt müsse man handeln, nicht erst in fünf Jahren - und das heißt vor allem Investitionen in Aus- und Weiterbildung für diejenigen, die ihre Arbeitsplätze verlieren werden, damit sie so schnell wie möglich wieder etwas Neues finden.
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