Aus Sicht der Katholischen Kirche sehen die Zahlen besorgniserregend aus. 1977, also vor rund 40 Jahren, wurden 85 Prozent der Kinder kirchlich getauft. 2016 waren es nur noch 42 Prozent. Bei den Hochzeiten ist der Rückgang sogar noch stärker: 1977 waren es 77 Prozent, vor zwei Jahren dann nur noch 17 Prozent der Paare, die sich in einer Kirche das Jawort gegeben haben.
Zu den Gründen räumt die Katholische Kirche ein, dass es an ihr selbst liege. Man könne bei ihr nämlich nicht einfach einen Termin für die Hochzeit buchen, und damit hat es sich. Nein, der Priester fordert vom Brautpaar nämlich auch ein gewisses Engagement, sich selbst als Christen einzubringen. Das gleiche gilt auch für eine Taufe, wo nicht nur die Eltern, sondern sogar auch die Paten gebeten werden, sich einzubringen und sich zu ihrem Glauben zu bekennen.
Anstelle der Taufe organisieren einige Menschen eine sogenannte laizistische Patenschaft. Eine zivile Taufe, so wie in Frankreich, wo man die Geburt eines Kindes ganz ohne religiösen Note zelebrieren kann, gibt es in Belgien nämlich nicht. Das Centre D'Action Laique, also das Laizistische Zentrum, verzeichnet aber keine nennenswerte Zunahme bei den laizistischen Patenschaften. Der Trend geht wohl mehr zu privaten Feiern, zu Hause oder in einem Restaurant oder Festsaal.
Interessant ist hier auch, dass sich immer mehr Menschen enttaufen lassen (Apostesie, so der Fachausdruck), also bei der Kirche beantragen, dass man sie aus dem Taufregister streicht. Das geht übrigens ganz einfach: ein Brief ans Bistum mit Angabe der Pfarre und der Begründung - und schon ist man raus.
Im Falle der Hochzeit belassen es viele junge Paare einfach bei der standesamtlichen Hochzeit. Manche Gemeinden haben auf diesen Trend auch schon reagiert und bieten im Rathaus oder Standesamt einen festlich dekorierten Hochzeitssaal, der auch groß genug ist für einen Empfang mit vielen Leuten. Manche bieten auch einen DJ mit Musik an.
Aber nicht nur bei Hochzeiten oder Taufen geht der Trend zu nicht-religiösen Feiern, sondern auch bei Begräbnissen. Vor 30 Jahren wurde noch nahezu jedes Begräbnis in der Kirche abgehalten. Weltliche Trauerfeiern waren noch die große Ausnahme und sicherlich auch Dorfgespräch. In den letzten Jahren ist dann allerdings mit dem Erfolg der Feuerbestattungen auch die Zahl der Abschiedsfeiern direkt in den Krematorien gestiegen - das ist nicht nur praktisch, sondern auch für die Angehörigen etwas intimer.
meuse/vk/mg
Viele Menschen haben eben simpel und einfach festgestellt, dass es auch ohne katholische Kirche geht. Und warum soll man sich auch für eine Organisation interessieren, die scheinbar nicht mehr so richtig in unsere Wirklichkeit passt.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die katholische Kirche sich nicht von alleine ändern. Die geht eher mit Mann und Maus unter und überlässt anderen das Feld. Da braucht es schon Druck von außen, so wie Kaiser Konstantin oder Napoleon es gemacht haben.
"...so wie Kaiser Konstantin oder Napoleon es gemacht haben."
Wie haben die das denn gemacht?
Von wem und wie soll dieser "Druck von außen" heute ausgeübt werden?
Würde mich interessieren. Echt!
Werter Herr Schleck,
Konstantin und Napoleon waren absolute Herrscher und konnten ihren Willen notfalls mit Gewalt durchsetzen. Nur das wäre heute undenkbar. Heutzutage übt man am besten Druck aus mittels finanzieller Sanktionen. Man sollte nicht vergessen, dass der Staat die Gehälter der Kirchenbediensteten bezahlt und die Gemeinden die Infrastruktur unterhalten. Da könnte man den Hebel ansetzen. Nur dazu besteht aktuell keine politischer Wille.
Druck von außen auf die katholische Kirche halte ich für gerechtfertigt, da diese in einem erbärmlichen Zustand ist.