"Smart on Drugs" - so heißt die Bürgerbewegung, die von Menschen gegründet wurde, die sich dem Thema auch wissenschaftlich angenähert haben. Mit dabei sind Akademiker wie der Professor für Kriminologie, Tom Decorte von der Universität Gent und die Medizin-Professorin Cathy Matheï von der KU Leuven. Sie sind Mitgründer. Im Boot sitzen auch Vertreter aus der Welt der Sozialarbeit.
Sie fordern: "Lasst uns nicht mehr naiv sein. Die Drogenpolitik in Belgien ist vollständig auf Repression ausgerichtet. Es verfehlt sein Ziel, verursacht zusätzlichen Schaden und ist nur eine Verschwendung von Geld ", sagt Steven Debbaut, Kriminologe und Sprecher von Smart on Drugs.
Die Forderungen gleichen einer kopernikanischen Revolution in der Drogenpolitik. Das fängt schon damit an, dass man gar keinen Unterschied mehr zwischen harten und weichen Drogen machen möchte. Alle Drogen müssten vom kriminellen Milieu befreit und legalisiert werden.
Das soll aber in einzelnen Schritten geschehen. Entkriminalisierung des persönlichen Gebrauchs wäre ein erster Schritt. Also man könnte für Drogenkonsum nicht mehr bestraft werden.
Der zweite Schritt wäre eine vollständige Legalisierung. Dadurch könnte man das Angebot auch regulieren und Hürden einplanen.
Ziel ist ganz einfach, dass man Probleme greifbarer machen kann, um sie besser zu kontrollieren.
Laut Smart on Drugs ist die Idee aber gar nicht so revolutionär. Man verweist da auf Portugal. Das Land hatte in den 80er Jahren mit enormen Drogenproblemen zu kämpfen. Laut offiziellen Zahlen war einer auf 100 Portugiesen heroinabhängig. Dazu gab es in keinem europäischen Land einen so hohen Grad an HIV-Infizierungen, vor allem wegen der unsauberen Nadeln.
Das Problem wurde so groß, dass man 2001 das Ruder vollständig rumgeschmissen hat. Sowohl weiche und harte Drogen wurden in Portugal entkriminalisiert. Wer mit Drogen für den eigenen Konsum erwischt wurde, wurde nicht verhaftet, musste sich aber helfen lassen und vor einer Kommission erscheinen, die nach Auswegen suchte.
Und siehe da: Seitdem ist das Problem in Portugal spektakulär gesunken. Das hört sich jedenfalls nach einer Erfolgsgeschichte an.
Smart-On-Drugs-Pressesprecher Steven Debbaut sagt dazu, dass es mittlerweile auch auf Seiten der Politik und der Justiz Menschen gibt, die einen neuen Ansatz befürworten.
Ein Großteil der Politiker sei aber noch immer taub, wenn es um die Legalisierung von Drogen geht. Und gerade deshalb sei es wichtig gewesen, die Kräfte innerhalb einer Bewegung zu bündeln. Damit sich immer mehr Menschen gemeinsam für dieses Anliegen einer vollständigen Legalisierung einsetzen können.
Doch es gibt auch Widerspruch aus der Welt der Wissenschaft. Ann Van Duyse, Psychiaterin und medizinische Direktorin einer Drogenentzugsklinik, sagt, dass eine Legalisierung einen neuen Markt schafft. Dabei müsse man aber unbedingt einen Unterschied zwischen harten und weichen Drogen machen. Ob bei Kokain, Heroin oder Speed: Da können schon kleine Dosen ernsthafte Folgen haben, argumentiert sie.
Es gebe auch negative Beispiele aus dem Ausland. In den USA sind opioide, morphinartige Schmerzmittel einfach per Rezept vom Arzt zu erhalten. Das habe aber eine enorme Krise verursacht. Seitdem hätten sich nicht nur der Verbrauch, sondern auch die Überdosisfälle verachtfacht. Ann Van Duyse ist davon überzeugt, dass eine Legalisierung zu zunehmenden Gesundheitsproblemen führen wird.
mz/rasch