An vielen anderen Orten der Wallonie gibt es ähnliche Probleme, denn auch dort sind die Auswirkungen der großen Trockenheit noch immer zu spüren. Wie man in Zukunft auf solche Trockenperioden auf regionaler Ebene reagieren kann, darüber machten sich jetzt die Verantwortlichen in der Wallonie Gedanken.
Herausgekommen ist dabei eine Art Masterplan, den die Wallonie gegen die Trockenheit aufstellen will. Denn dass es in Zukunft öfter zu solchen heißen und wasserarmen Perioden wie in diesem Sommer kommen wird, davon gehen die Verantwortlichen in der Wallonie aus.
Die Grundidee des Masterplans ist schon formuliert: Innerhalb von zehn Jahren soll die Infrastruktur zur Wasserversorgung so eingerichtet sein, dass überall in der Wallonie eine Wasserversorgung garantiert werden kann, die bis zu 30 Prozent höher liegt als der normale Wasserverbrauch. Oder anders ausgedrückt: Überall in der Wallonie sollen Wasserreserven von 30 Prozent des Normalbedarfs zur Verfügung stehen. Wie dieses Ziel erreicht werden kann, das herauszufinden ist das Ziel einer Arbeitsgruppe, die jetzt eingerichtet wird.
Der wallonische Minister für Umwelt und Infrastruktur, Carlo Di Antonio, umriss das Projekt mit folgenden Worten. „Die Experten aus unserer Verwaltung werden mit den Wasserlieferanten in diesem Winter darüber beraten, welche Maßnahmen im Falle von großer Trockenheit zu treffen sind. Und sie werden dann schauen, ob wir die nötigen Voraussetzungen dafür haben oder ob man an der Wasserverteilung in der Region etwas ändern muss. Darüber muss man auf jeden Fall jetzt schon nachdenken, bevor es zur nächsten Trockenperiode kommt.“
Erste Ideen für das neue, regionale Wasserverteilungskonzept gibt es schon. Isabelle Jeurissen von der wallonischen Wasserversorgungsgesellschaft SWDE erklärt: „Unser Ziel ist es, zehn Großprojekte zu verwirklichen. Dafür stehen 270 Millionen Euro zur Verfügung. Durch diese Maßnahmen soll es möglich werden, Wasser von den Orten, wo es noch in ausreichenden Mengen vorhanden ist, an die Orte zu bringen, an denen Wassermangel herrscht und wo das zur Regel werden könnte, wenn es immer häufiger Trockenperioden geben sollte.“
Eines dieser zehn Großprojekte - sollte es verwirklicht werden wohl das größte – ist eine Art Wasserautobahn. Sie soll nach aktuellen Plänen bei Grâce-Hollogne westlich von Lüttich beginnen und dann in einer Hauptlinie mit vielen Abzweigungen bis tief in die Provinz Luxemburg führen. Kosten: gut 110 Millionen Euro. Ob daraus was wird, muss jetzt im Winter entschieden werden. Und dann wird es noch einige Jahre dauern, bis die Projekte tatsächlich fertiggestellt sind.
Bei der aktuellen Trockenheit ist die beste Hilfe zurzeit noch Wassersparen. Zwar konnte das regionale Krisenzentrum die Beschränkungen für viele Gemeinden am Dienstag aufheben, aber eben nicht für alle. Auch das Kajak-Fahren bleibt weiter in der Wallonie verboten. Die Wasserstände der Flüsse und Talsperren sind weiter so gering, dass viele Kleinwasserkraftwerke weiterhin nicht funktionieren können.
Zwar hat es seit dem Sommer und auch in den letzten Tagen ja häufiger mal geregnet. „Aber“, so Paul Dewil, Leiter des regionalen Krisenzentrums in der Wallonie, „man muss sich im Klaren darüber sein, dass davon vor allem die Böden profitieren. An die Flüsse wird kaum Wasser weitergeleitet. Weshalb wir auch noch in ein paar Tagen besonders niedrige Wasserständen in den Gewässern haben werden.“
Kay Wagner