Am Ende herrschte überall Zufriedenheit, so dass man sich schon fragen kann, warum denn alles so lang hat dauern müssen. Acht Seiten umfasst die Einigung zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaften, 66 Punkte sind auf diesen Seiten geregelt. Die meisten ihrer Forderungen konnten die Gewerkschaften durchsetzen.
Unter anderem werden Arbeitsverträge verlängert und neue Zeitarbeitsstellen eingerichtet. Künftig wird eine Prämie für alle Mitarbeiter von Aviapartner an den Flughäfen in Zaventem, Lüttich und Charleroi ausgeschüttet. Beim Be- und Entladen der Flugzeuge sollen fünf statt bisher vier Mitarbeiter vor Ort sein. 3,2 Millionen Euro wird die Unternehmensleitung in neues Material investieren.
"Für uns waren vor allem die Arbeitsverträge wichtig", kommentiert Olivier Van Camp von der sozialistischen Gewerkschaft FGTB. "Die Art der Verträge und eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit. Das alles hat jetzt lange gedauert. Aber schlussendlich haben wir erreicht, dass alle glücklich sind."
Seit Dienstagabend hatten an den Verhandlungen auch die höchsten Unternehmensvertreter von Aviapartner selbst teilgenommen. Das hat wohl den Durchbruch erleichtert. Bjorn Vanden Eynde von der christlichen Gewerkschaft ACV drückt das so aus: "Fünf Tage lang hat sich nichts bewegt. Dann sind die Spitzenmanager unseres Unternehmens gekommen, um an den Verhandlungen teilzunehmen. Sie waren seit gestern Abend da, aber trotzdem haben wir noch bis heute Morgen verhandeln müssen, um ein gutes Vorabkommen zu erreichen."
Das Vorabkommen wurde dann im Laufe des Vormittags den Mitarbeitern von Aviapartner vorgelegt. Einige Mitarbeiter hatten da ihre Arbeit bereits schon wieder aufgenommen. Letztlich dauerte es noch bis zum frühen Nachmittag, bevor die Einigung von allen akzeptiert worden war. Damit war der Streik offiziell vorbei.
Was aber nicht bedeutet, dass direkt wieder alles lief wie üblich. "Wir hoffen mal, dass morgen alles wieder normal funktioniert. Aber das ist ein ambitioniertes Ziel. Wir sehen auch, wie groß der Rückstand bei der Gepäckabfertigung ist. Das wird noch viel Arbeit sein", meint Fouad Bougrine von der liberalen Gewerkschaft ACLVB.
Wegen des Streiks sind etwa 1.500 Gepäckstücke liegen geblieben. Die Auslieferung ist jetzt Priorität der Unternehmensleitung, sagt Aviapartner-Generaldirektor Stephan Denner. "Wir sind sehr zufrieden, dass wir eine Einigung mit den Sozialpartnern erzielen konnten. Jetzt wird oberste Priorität sein, sich um die nicht abgefertigten Koffer zu kümmern. Damit die Menschen, die in den vergangenen Tagen ihr Gepäck nicht erhalten haben, das so schnell wie möglich bekommen."
Aviapartner wird die Gepäckstücke wohl selbst zu den Menschen bringen, die ihre Koffer nicht erhalten haben. Dass diese Menschen unter dem Streik arg gelitten haben, ist zumindest einigen Gewerkschaftsvertretern durchaus bewusst.
Lieveke Norga von der christlichen ACV hat dann auch Worte des Dankes für sie übrig. "Ich will mich vor allem bei allen Passagieren ganz herzlich bedanken für ihre Geduld. Das haben die Passagiere sicher nicht gerne mitgemacht. Aber es ist ziemlich deutlich, dass das, was wir jetzt als Zusagen bekommen haben, nur möglich war, weil wir so lange gestreikt haben."
belga/vrt/jp