Die Zahlen muss man je nach Delikt unterschiedlich betrachten. Bei Diebstahl und Erpressung sind 18 Prozent der Täter minderjährig. Beim Diebstahl von Mopeds sind es schon 50 Prozent der Täter. Aber auch bei Wohnungseinbrüchen findet die Polizei oft jugendliche Täter, nämlich in jedem fünften Fall. In Arlon hat die Polizei zum Beispiel zwei Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Die beiden waren erst 15 und zwölf Jahre alt. Da sagt selbst die Polizei: Das ist außergewöhnlich jung und komme sonst nicht vor. Was nichtsdestotrotz auffällt: Unter jugendlichen Kriminellen sind durchaus viele 14- und 15-Jährige anzutreffen.
Bei Sachbeschädigungen durch Jugendliche sind die Täter oft in dieser Altersklasse. Aber eben auch bei Diebstahl und Erpressung. 30 bis 40 Prozent der minderjährigen Täter hier sind 14 oder 15 Jahre alt. Gleiches Bild bei Körperverletzungen - hier ist es ein Drittel.
Laut den Experten des Instituts für Kriminologie an der Uni Lüttich werden die Täter nicht immer jünger. Zwei Effekte spielen da eine Rolle: Zum einen sagt die Anzahl der Straftaten nicht alles. Da müsste man eher auf die Zahl der Straftäter schauen. Es ist so, dass mehrere Straftaten auf das Konto einer einzelnen Personen gehen können, egal ob nun erwachsen oder minderjährig. Zum anderen bleiben besonders junge Straftäter viel stärker in Erinnerung. Die öffentliche Resonanz ist eben größer, wenn von besonders jungen Straftätern die Rede ist. Das verzerrt laut Experten unsere Wahrnehmung.
Wie kommt es, dass Jugendliche in dem Alter Straftaten begehen?
Auch da haben die Experten mehrere Ansätze: Zum einen sei 14, 15 Jahre nun mal das Alter in der Pubertät, wo man das bis dahin Gelernte infrage stellt, rebelliert. Und das drücke sich eben auch in solchen Straftaten aus. Und was vor allem auffällt: Jugendliche Straftäter waren oft selbst schon Opfer von Straftaten - nicht nur durch andere Jugendliche.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Gewalt, die von Erwachsenen in der Kindheit ausging, bis hin zu sexuellem Missbrauch. Das haben zwei Forscherinnen von der Uni Lüttich herausgefunden. Sie beklagen auch, dass das Thema "jugendliche Straftäter" in Belgien bisher kaum wissenschaftlich untersucht wird. Da habe keine Institution einen vollen Überblick über die Lebenssituation von jugendlichen Straftätern. Sozialdienste und Justiz müssten da viel enger zusammenarbeiten, sagen die Kriminologinnen von der Uni Lüttich.
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