"LN24", so heißt der Sender. Die Abkürzung steht für "Les News 24", also "Die Nachrichten 24". Und der Name soll natürlich Programm sein. 24 Stunden alles Wichtige aus Belgien und der Welt. Aber vor allem aus Belgien, wie Mitbegründer Joan Condijts sagt: "Wir werden über nationale Themen berichten: aus Politik und Wirtschaft, aber auch aus Kultur und Sport".
Condijts ist nicht irgendein Journalist in Belgien. Der 43-Jährige war bis vor ein paar Tagen Chefredakteur der Wirtschaftszeitung L'Echo. Zusammen mit L'Echo-Kollege Martin Buxant, Politik-Spezialist, verlässt Condijts jetzt die Zeitung, um das Abenteuer LN24 anzugehen. Der Produzent und Medienunternehmer Boris Portnoy komplettiert das Trio.
35 bis 40 Mitarbeiter wollen sie in den nächsten Monaten einstellen, um dann rund um die Uhr im Internet und im Fernsehen über die Aktualität zu berichten. In französischer Sprache und mit den Standards des Qualitätsjournalismus.
Das sind zumindest die Ansprüche von Buxant. "Wir wollen Qualitätsjournalismus bieten. Qualität und Glaubwürdigkeit sollen im Vordergrund stehen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir nur eine kleine Mannschaft haben, ein Start-Up sind mit etwa 35, 40 Kollegen. Deshalb werden wir nicht alles machen können. Aber das, was wir machen, wollen wir gut machen", sagt er.
Die Idee, einen belgischen 24-Stunden-Nachrichtensender aus der Taufe zu heben, gab es schon in der Vergangenheit. Zum Beispiel auch bei RTL-TVi, wo Buxant vor seinem Engagement bei L'Echo gearbeitet hat. Doch keins der etablierten Medienhäuser in Belgien wagte sich letztlich an so ein Projekt. Die Geldgeber für LN24 kommen dann auch nicht aus dem Medien-Establishment. Insgesamt 4,5 Millionen Euro stellen sie dem Start-Up zur Verfügung, das laut Condijts schon im ersten oder zweiten Jahr schwarze Zahlen schreiben will.
Die Geldgeber sind der Versicherungszweig der Bank Belfius, das belgische Bauunternehmen Besix, der belgische Unternehmer Giles Daoust und das Unternehmen Ice Watch von Jean-Pierre Lutgen, Bruder des CDH-Präsidenten Benoît Lutgen. Eine tiefe Verankerung also in der Privatwirtschaft, was Mitgründer Condijts in Bezug auf seine Arbeit als Journalist jedoch nicht stört. "Es gibt natürlich eine klare Abgrenzung zwischen den Interessen der Geldgeber und den Interessen der Journalisten. So wird das auch bleiben. Wir haben zwar private Geldgeber, aber die Redaktion ist natürlich komplett unabhängig", sagt er.
Wie erfolgreich LN24 sein wird, muss sich natürlich erst zeigen. Experten werten die Aussichten allerdings kritisch. Begeisternd sei die Ankündigung, den Sender zu starten, sagt zum Beispiel Bernard Cools von der Brüsseler Medienagentur Space. Aber gleichzeitig sehe er das Projekt sehr skeptisch. Der Markt für 24-Stunden-Nachrichtensender sei von Natur aus nicht sehr groß. Im französischsprachigen Belgien sei er dazu noch extrem anspruchsvoll.
Cools begründet: "Der französischsprachige Fernsehzuschauer oder auch Hörer orientiert sich an dem, was er aus den französischen Medien kennt. Dass man bei dem neuen Sender nur mit den Voraussetzungen arbeitet, die man in Belgien hat, darf man dem Produkt nicht anmerken. Aber das wird ziemlich kompliziert."
Es könnte also schwierig werden für LN24, sich am Markt durchzusetzen. Ein erstes Ausrufezeichen könnte der Sender bei der Berichterstattung zu den Föderal-, Regional- und Europawahlen im kommenden Mai setzen. Dann will LN24 nämlich auf Sendung sein. Ein durchaus ambitionierter Zeitplan - aber passend zu dem allgemein ambitionierten Gesamtprojekt.
Kay Wagner