Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass sie umfangreiche Ermittlungen im Milieu des belgischen Fußballs aufgenommen hat. Demnach hat es bei neun Clubs der ersten belgischen Fußballliga Hausdurchsuchungen gegeben, darunter auch bei richtig großen Vereinen wie RSC Anderlecht, Meister FC Brügge und Standard Lüttich. Bereits am Mittwoch wurden 28 Personen vorläufig festgenommen, am Donnerstag kam eine 29. Person dazu. Gleichzeitig gab es Hausdurchsuchungen in Frankreich, Luxemburg, Zypern, Montenegro und Serbien. Dort gab es vier vorläufige Festnahmen und für zwei Personen die Ausstellung eines europäischen Haftbefehls.
Wie die Staatsanwaltschaft weiter ausführte, hätten die Ermittler im In- und Ausland 3,7 Millionen Euro Bargeld und Luxusuhren im Wert von acht Millionen beschlagnahmt. Wertvolle Uhren würden in der Branche gerne als Geschenk zur Anbahnung von Geschäftskontakten gebraucht, hieß es.
Bestätigt wurde auch, dass man vor allem in drei Richtungen hin untersucht. Grundsätzlich geht es um Geldwäsche, Steuerhinterziehung und manipulierte Spiele.
Spielemanipulation
Aus ostbelgischer Sicht ist der Verdacht der Spielemanipulation wohl am interessantesten. Dabei soll es nämlich um zwei Spiele aus dem Abstiegskampf der vergangenen Saison zwischen dem KV Mechelen und der AS Eupen gehen. Mechelen musste letztlich absteigen, aber im Vorfeld wollte man das wohl mit unlauteren Mitteln verhindern. Eine zentrale Rolle soll dabei der serbische Spielervermittler Dejan Vljkovic gehabt haben. Er soll bei der 0:2-Niederlage von Eupen in Antwerpen am vorletzten Spieltag und beim Spiel Mechelen gegen Waasland-Beveren am letzten Spieltag Verantwortliche, Schiedsrichter und auch Journalisten mit Geschenken dazu gebracht haben, im Sinne von Mechelen spielen zu lassen, zu pfeifen und - bezogen auf die Journalisten - die Schiedsrichterleistung dann trotzdem positiv in Zeitungen darzustellen.
Wegen dieser vermeintlichen Handlungen sollen vier Personen jetzt strafrechtlich verfolgt werden: der Spielervermittler Vljkovic selbst, der Schiedsrichter Sébastien Delfevière, Olivier Somers, einer der Inhaber des KV Mechelen, und der Präsident von Waasland-Beveren, Dirk Huyck. Diese vier wurden jetzt allerdings erstmal wieder freigelassen, zum Teil unter Auflagen. Haftbefehl wurde gegen den Finanzdirektor von Mechelen, Thierry Steemans, erlassen.
Von der AS Eupen wurde niemand angeklagt. Das bestätigte auch die Staatsanwaltschaft am Donnerstag. Demnach steht die AS Eupen nicht im Visier der aktuellen Ermittlung.
Geldwäsche und Steuerhinterziehung
Neben dem Verdacht der Spielemanipulation geht es außerdem um Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Im Fokus stehen hier ebenfalls der Serbe Vljkovic und Mogi Bayat. Beide sollen ähnliche Scheinkonstruktionen mit Verbindungen ins Ausland aufgebaut haben, um Einnahmen, um Gelder, die sie für ihre Dienste bekommen haben, vor den Spielern und den Vereinen zu verstecken, in deren Diensten sie standen. Und auch, um diese Gelder am Fiskus vorbei zu schleusen.
Es muss rund zehn verschiedene Bankkonten bei einer Bankfiliale in Genk geben, worüber die Zahlungen erfolgt sind. Im Fall Vljkovic ging das Geld dann nach Zypern, Montenegro und Serbien, im Fall von Bayat wohl nach Frankreich, England und Luxemburg, wo das Geld dann an Komplizen oder Familienmitglieder ging, die aber letztlich von den beiden Spielervermittlern abhängig waren.
Die Ermittlungen laufen unter dem Verdacht der organisierten Kriminalität, der Geldwäsche und der privaten Korruption, wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag sagte.
Vljkovic ist inzwischen wieder freigelassen worden, wie die Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigten. Zu Bayat sagten sie gar nichts und ließen auch keine Fragen nach dem Vorlesen der Pressemitteilung zu.
In Sachen Bayat weiß man also noch nichts genaues, genauso wie bei den anderen prominenten, am Mittwoch festgenommen Personen, zum Beispiel dem Trainer des FC Brügge. Die Sprecher sagten am Donnerstag nur, dass der Untersuchungsrichter noch 18 Personen anhören müsse.
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