Die belgische Energiewirtschaft ist weiter im Umbruch und bald schon könnte es zu einer neuen Großallianz kommen. Nachdem der Gasnetzbetreiber Fluxys vor knapp einem Monat eine eigene Holdinggesellschaft aus der Taufe gehoben hat, ist das Management jetzt auf der Suche nach einem Partner. Er ist quasi dazu gezwungen, weil im Mai der französische Großkonzern GDF Suez und seine belgische Filiale Electrabel aus dem Gesellschaftskapital von Fluxys ausgestiegen waren.
Noch gibt es nur Mutmaßungen darüber, welche Form die Partnersuche annehmen könnte und in welche Richtung sich das Ganze entwickeln soll. Dennoch, zwei ausländische Akteure des Sektors sind derzeit im Gespräch: der deutsche Energiekonzern Eon und die niederländische Gasunie. Gasunie ist ähnlich strukturiert wie die belgische Fluxys, denn sie betreibt rund 15.000 Kilometer Gaspipelines in den Niederlanden und in Norddeutschland. Damit würde die Gasunie sicher zu den Wunschpartnern zählen. Der deutsche Eon-Konzern käme deshalb in Frage, weil er sich demnächst von seinem Gasleitungsnetz trennen muss.
Beide Partner hätten für die Belgier den Vorteil, dass sie geographisch nahe liegen und insofern sogar eine gemeinsame Nutzung der Infrastrukturen vorstellbar wäre. Außerdem könnte Fluxys über die belgischen Landesgrenzen hinaus wachsen und mit den benachbarten Partnern entweder eine Nordsüd-, oder eine Westost-Achse mit größerer Reichweite bilden.
Noch hat sich Fluxys nicht für einen Partner entschieden, aber eins steht für den belgischen Konzern jetzt schon fest: man wolle sich auf keinen Fall von dem ausländischen Partner schlucken lassen, wie dies etwa im Fall Electrabel geschehen ist. Angedacht wird deshalb eine Allianz in Form gegenseitiger Abkommen, möglicherweise sogar einer Vereinheitlichung der Tarife für den Gastransport.
Sollte es nicht zu einer Kooperation mit einem der beiden Partner aus der Energiebranche kommen, ist für Fluxys auch ein dritter Weg vorstellbar. Die Möglichkeit nämlich, nach einem reinen Finanzpartner Ausschau zu halten. Um diese Möglichkeit auszuloten und mögliche Interessenten ausfindig zu machen, hat Fluxys gut ein dutzend verschiedene Investmentfonds kontaktiert. Dazu gehören offenbar auch Pensionsfonds aus der franko-kanadischen Provinz Quebec, die sich gerne mit Kapital an europäischen Unternehmen beteiligen würden.
Aber auch hier will sich Fluxys Zeit lassen und vor allem sich nicht unter Druck setzen lassen. Man will keinen Finanzpartner, der nur auf Dividenden aus ist. Zwar will man die Dinge nicht unnötig verzögern, aber es dürfte wohl bis Ende des Jahres dauern, bevor eine Entscheidung fällt. Das hat nicht zuletzt politische Gründe. Es hängt nämlich davon ab, wie schnell eine neue Föderalregierung zustande kommt. Denn der belgische Staat ist nicht nur über den öffentlichen Aktionär Publigaz maßgeblich am Fluxys-Kapital beteiligt, er hat auch zwangsweise ein gewichtiges Wort in der künftigen Energieallianz mitzureden.