Seit einigen Tagen macht ein Facebook-Post die Runde. Darin ruft die Polizeizone Wallonisch-Brabant West in Tubize Eltern dazu auf, ihren Kindern nicht mehr mit der Polizei zu drohen, wenn sie keine Dummheiten mehr anstellen sollen. Mehr als 3.000 Mal wurde der Beitrag bereits geteilt.
Zonenchef Yves Delmarcelle hat ihn gepostet und erklärt auch warum. Es gebe nämlich keinen Polizisten, der nicht schon einmal im Laufe seiner Laufbahn Eltern begegnet sei, die ihrem Kind erzählten, dass wenn es nicht gehorche, die Polizei es ins Gefängnis stecke. Und gerade jetzt zum Schulanfang sei eigentlich genau die richtige Zeit gekommen zu vermitteln: "Nein, wir sind nicht böse".
Den Kindern zu erzählen, sie kämen hinter Gittern, wenn sie ihre Hausaufgaben nicht machen würden, ist vielleicht effektiv, aber das kann Folgen haben. Und die sind vielleicht ernster als man meinen könnte. Die Kinder fangen an Polizisten zu misstrauen, erzählt Polizeibeamtin Geraldine Lionet. Bei einem Rundgang durch Tubize hörte sie, wie eine Mutter sagte: "Wenn du nicht brav bist, dann gebe ich dich der Polizei." Das hat Geraldine Lionet gestört, und hat die Frau direkt angesprochen.
Wenn ein Kind sich nämlich verlaufen hat oder sonstiges vorgefallen ist, dann sollte es keine Angst vor der Polizei haben. Gerade dann sollte ein Kind Vertrauen haben und auf die Beamten zugehen können. Kinder mit solchen Mitteln einzuschüchtern ist vielleicht gut gemeint, aber schlecht gemacht.
Psychologin Christine Van de Walle weiß: Diese Art pädagogischer Notfallkoffer ist weit verbreitet. Und ist es nicht die Polizei, dann vielleicht der Nikolaus und Hansmuff oder die Krankenpflegerin mit ihrer Spritze. Dabei sei eine Spritze ein Mittel, um gesund zu werden oder zu bleiben. "Da werden Dinge vermischt", sagt Christine Van de Walle und rät Menschen nicht nur auf den Verbots- oder Strafcharakter zu reduzieren. Autorität sei mehr als das, so die Psychologin.
Die Polizei wünscht sich jedenfalls nicht mehr verteufelt zu werden, und dass Eltern ihren Kindern in Zukunft die verschiedenen und wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben der Polizei vermitteln.
Volker Krings