Insgesamt wurden im letzten Jahr 3.602 Kinder unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt. Für 14 von ihnen endete der Unfall tödlich. Alain Moreau, Präsident der Vereinigung für Eltern von Straßenverkehrsopfern "Parents d'Enfants Victimes de la Route" hat selbst seinen Sohn 2005 bei einem Verkehrsunfall verloren. Der damals zwölfjährige Olivier war mit dem Fahrrad unterwegs, als er von einem betrunkenen Autofahrer überfahren und dabei tödlich verletzt wurde.
Seitdem kämpft sein Vater dafür, die Zahl der Unfälle mit Kindern zu reduzieren. Prävention sei dabei sehr wichtig, sagt er. Man könne die Autofahrer nicht oft genug ermahnen, vorsichtig zu sein. Gerade Kinder könnten sich oft unvorhersehbar verhalten. Aber gerade vor Schulen sei auch Repression, sprich Bestrafung nötig. Denn obwohl es Regeln gebe, halte sich nicht jeder daran, so Alain Moreau.
Das Institut für Verkehrssicherheit Vias will deshalb die Tempo-30-Zonen vor den Schulen ausweiten, also die Sicherheit auch über den direkten Schulbereich hinaus erhöhen, erklärt Benoit Godard, Pressesprecher von Vias. Godard plädiert dafür, die Tempo-30-Zone auf 300 Meter zu erweitern. Das sei lebenswichtig, um die Kinder zu schützen.
Im Vergleich zur Situation vor zehn Jahren sind die Unfallzahlen stark rückläufig, aber Vorsicht ist weiterhin das Gebot der Stunde. Und das gilt für Erwachsene wie für Kinder gleichermaßen.
Auf den Schulweg vorbereiten
Bei den Kleinsten sei es so, dass sie im Auto ihrer Eltern sitzen, wenn ein Unfall passiert. Bei den größeren Kindern ist das aber anders, erklärt Benoit Godard. Bei der Hälfte der Unfälle sind die Kinder alleine unterwegs, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Gerade jetzt zum Schulbeginn sollten Eltern deshalb ihre Kinder auf den Schulweg vorbereiten.
Und die Woche vor Schulbeginn ist dazu genau der richtige Zeitpunkt. Das haben sich auch die die beiden Papas Jef und Marc gedacht, die zusammen mit ihren kleinen Töchtern den Schulweg abfahren. Die Kleinen sollen im Straßenverkehr sicherer werden und Selbstvertrauen bekommen, und das am besten so schnell wie möglich. Je früher die Kleinen schwimmen, laufen und Radfahren können, desto besser für sie, erklären die Väter.
Doch es gibt auch andere Meinungen. Kinder unter zehn Jahren seien generell nicht in der Lage mit dem Fahrrad alleine zur Schule zu fahren. Das sagt der Fahrradfahrerbund.
Alter und Strecke
Vias ist da etwas nuancierter und sagt: Wann ein Kind alleine zur Schule fahren kann, hängt nicht von einem bestimmten Alter ab, sondern davon, wie gefährlich die Strecke ist, erklärt Stef Willems von Vias. Hat die Route wenig Gefahrenpunkte, dann kann das Kind das viel früher, als wenn es viele komplexe Situationen bestehen muss. Und dann ist natürlich auch jedes Kind anders. Nicht jedes Kind ist mit zehn oder elf Jahren gleich reif, erklärt Stef Willems.
Auf der morgendlichen Fahrt lernen die Kinder deshalb nicht nur ihren neuen Schulweg, sondern auch auf den anderen Verkehr zu achten, auf die Autos, erklärt Papa Marc. Sie lernen das Verhalten im Straßenverkehr und die Verkehrsregeln. Und das ist selbst für die Erwachsen nicht immer so evident, bemerkt ein selbstkritischer Papa.
Vias-Mann Stef Willems kann solche elterlichen Initiativen nur begrüßen. So lernten die Kleinen unter Begleitung die Gefahren im Straßenverkehr kennen. Und seien so auch besser gewappnet, wenn sie später dann alleine zur Schule fahren, findet Vias-Mann Stef Willems.
Die Mädels hatten jedenfalls Spaß und das Wichtigste behalten: aufpassen und nach vorne schauen.
Volker Krings