Ob in Flandern, Brüssel oder der Wallonie: Von überall her gibt es Entwarnung. Ja, auch die Brücken und Übergänge in Belgien sind zum Teil sehr alt. Ja, auch hier gibt es mehrere Dutzend Brücken, die schleunigst renoviert werden müssen. Aber nein: Angst vor einem Szenario wie in Genua brauche man in Belgien nicht zu haben.
Die Wallonie ist die Region mit den meisten Brücken im Land. Knapp 5.000 gibt es hier. Vor ein paar Jahren wurden alle Brücken gründlich untersucht und kategorisiert. "Es gab 100, die in einem besorgniserregenden Zustand waren", erinnert Carlo Di Antonio (CDH), zuständiger Minister für das öffentliche Bauwesen. 60 dieser 100 Brücken seien bereits ausgebessert worden. An einigen arbeite man zurzeit.
Vielleicht 20, 25 würden noch auf den Ausbesserungsbeginn warten. "Aber", so sagt es Di Antonio in der RTBF, "diese Brücken stehen unter ständiger Beobachtung. Sobald wir die Notwendigkeit erkannt haben, dass etwas gemacht werden muss, behalten wir die Brücke gezielt im Auge und überprüfen sie öfter, als sonst."
Grundsätzlich würde jede Brücke in der Wallonie alle drei Jahre auf ihre Sicherheit überprüft. In Flandern ist das ähnlich. Alle drei bis fünf Jahre würden hier die Brücken auf ihre Stabilität hin gescannt, heißt es aus dem Verkehrsministerium. Rund 2.600 Brücken sind das in Flandern. 28 von ihnen stehen dabei unter besonderer Beobachtung. Fünf von diesen seit nunmehr 21 Jahren.
"Aber das heißt nicht, dass sie plötzlich einstürzen können", sagt Paul Meekels, Experte für Brückensicherheit bei der flämischen Regierung. Darauf gebe man schon Acht. Die Überprüfung der Brücken alle drei bis fünf Jahre sei sehr gründlich, sagt er. "Wenn eine erste Untersuchung zu dem Schluss kommt, dass eine akute Gefahr besteht, wird das noch einmal überprüft. Wenn auch diese Prüfung zum gleichen Ergebnis kommt, wird direkt gehandelt und zur Not die Brücke auch sofort geschlossen", erklärt Meekels.
Am wenigsten Brücken gibt es in der Hauptstadtregion Brüssel. Dort hatte bröckelnde Infrastruktur dazu geführt, dass im vergangenen Jahr eine umfassende Überprüfung der Brückenkonstruktionen durchgeführt wurde. Ergebnis: Der Zustand von zwei der insgesamt 92 Brücken gilt als gefährlich. Ein Renovierungsplan in Brüssel ist allerdings bereits angelegt und gestartet. Zusätzliche Millionen Euro sind bewilligt.
Von kräftigen Investitionen für die Brückensanierung spricht auch Flanderns Verkehrsminister Ben Weyts: 69 Millionen Euro im vergangenen, 74 Millionen Euro in diesem, 88 Millionen Euro im kommenden Jahr.
Eine Budgeterhöhung könnte ebenfalls in der Wallonie kommen. "Im kommenden Januar werden wir einen neuen Infrastruktur-Plan aufstellen. Also die Arbeiten an der Infrastruktur benennen, die zwischen 2020 und 2024 ausgeführt werden sollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das, was in Italien passiert ist, dazu führen wird, dass man vielleicht das Budget für die Brückeninstandhaltung erhöhen wird", sagt Minister Di Antonio.
Doch trotz der Beruhigung will Di Antonio das Problem auch nicht unnötig kleinreden. Passieren könnte natürlich immer etwas. Die Brücken in der Wallonie seien nun mal in der Mehrzahl zwischen 40 und 60 Jahre alt. Hätten also alle ein Alter, in dem man sie genauer im Auge behalten müsse. Das geschehe schon. Aber: "Mehr kann man natürlich immer machen", sagt Di Antonio. Und fügt hinzu: "Ein Null-Risiko, das gibt es nicht".
Kay Wagner
Wenn man bedenkt, dass eine roemische Bruecke wie der Pont du Gard fast 2000 Jahre alt ist, dann muss man sich fragen, was damals richtig gemacht wurde uns heute falsch.