Fünf Jahre lang hatte so eine Art Goldgräberstimmung geherrscht. Schon vor der Einigung im Atomstreit mit dem Iran im Jahr 2015 hatte Tauwetter eingesetzt; die Handelskontakte auch zwischen Belgien und dem Iran nahmen langsam, aber sicher zu. In Prozentzahlen ausgedrückt klang das sogar ziemlich spektakulär: Das Handelsvolumen stieg 2014 um knapp 40 Prozent an; und in den darauffolgenden Jahren beliefen sich die Wachstumsraten immer auf rund 20 Prozent. Im letzten Jahr hatten die belgischen Exporte in den Iran einen Gegenwert von 600 Millionen Euro; mehr als doppelt so viel wie fünf Jahre zuvor.
Doch jetzt ist die Party vorbei: Im Mai hat US-Präsident Donald Trump den einseitigen Ausstieg seines Landes aus dem Atomabkommen angekündigt. Zugleich kündigte er an, die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran wieder in Kraft treten zu lassen. Und genau das ist heute auch passiert.
Dabei ist es so, dass die USA auch Unternehmen Sanktionen androhen, die mit dem Iran Geschäfte machen. Zwar hat die EU Gegenmaßnahmen angekündigt, auch, um europäische Unternehmen zu schützen. Viele Unternehmen werden sich wohl trotzdem den USA beugen; dies, um den Zugang zum amerikanischen Markt zu behalten. Das gilt etwa für Konzerne wie Total, aber auch den belgischen Silikon- und Klebstoffhersteller Soudal, der seine Filiale im Iran schließen will.
Roger Pint