Kinder, die eine ausgewogene Ernährung bekommen, brauchen eigentlich keine Wachstumsmilch. Doch leider ist das nicht immer der Fall, deshalb der Ratschlag von Familienorganisation, Ärzten und Beratungsstellen angereicherte Milch zu nehmen. Für die Eltern ist das natürlich auch bequemer: Isst das Kind kein Gemüse oder Obst, kriegt es halt Wachstumsmilch.
Bekommt das Kind aber eine ausgewogene und gesunde Ernährung, dann besteht bei der zusätzlichen Einnahme von Wachstumsmilch die Gefahr einer Überdosierung. Bei Vitamin A zum Beispiel kann das zu Leberschäden führen.
Außerdem werden einigen Wachstumsmilchprodukten Zucker oder Geschmacksstoffe beigefügt, vor allem damit es den Kindern schmeckt. Und Kleinkinder schon so früh daran zu gewöhnen, ist sicher keine besonders gute Idee.
Aber wie so oft hat die Lebensmittelindustrie - in diesem Fall die Milchindustrie - ein wirtschaftliches Interesse, denn mit Wachstumsmilch verdient sie jede Menge Geld. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz mit Wachstumsmilch in Belgien fast 45 Millionen Euro, heißt Mehrkosten für die Familie von etwa 200 Euro im Jahr pro Kind.
Ob sich Kinder mit Wachstumsmilch tatsächlich besser entwickeln, ist kaum erforscht. Es gibt nur wenige Studien - und die sind fast immer von der Milchindustrie in Auftrag gegeben worden. Im vergangenen Jahr beispielsweise ging eine Studie durch die Medien, derzufolge Kinder, die Wachstumsmilch nehmen, mehr Eisen und Vitamin D im Blut hätten. Sponsor des Ganzen: ein großer Milchproduzent. Glaubwürdige Ergebnisse sind also im Großen und Ganzen sehr rar gesät.
Im Vergleich zu Kuhmilch soll Wachstumsmilch weniger Eiweiß enthalten - und das soll sie angeblich gesünder für Kleinkinder machen. Doch das ist unter Experten höchst umstritten. Bei unter Einjährigen ist es tatsächlich so, dass sie weniger Proteine bekommen sollen, da ansonsten das Risiko steigt, dass sie später übergewichtig werden. Doch ob das auch für ältere Kinder gilt, steht überhaupt gar nicht fest.
Das Fazit der Experten: Wachstumsmilch ist sicher nicht schlechter als normale Milch, aber ob sie besser ist, dahinter steht ein großes Fragezeichen.
destandaard/vk/mg