16 Unfälle mit Geisterfahrern gab es im vergangenen Jahr. Das waren nicht nur fünf mehr als im Jahr davor, sondern es war auch trauriger Rekord seit 2009. Die Zahlen hat das Institut für Verkehrssicherheit Vias am Dienstag veröffentlicht.
16 Unfälle, das scheint angesichts der zahlreichen Verkehrsunfälle auf Belgiens Straßen vielleicht nicht viel, aber die Gefahr ist mit Geisterfahrern zehn Mal größer, erklärt Vias-Chefin Karin Genoe. Die Unfälle mit Geisterfahrern machten zwar nur 0,35 Prozent aller Unfälle auf Autobahnen aus, sie seien aber für 3,5 Prozent der Toten auf den Autobahnen verantwortlich. Das beweist, dass Unfälle mit Geisterfahrern oft schwerwiegender sind, unterstreicht Karin Genoe.
Im Klartext: Das Risiko bei einem Geisterfahrerunfall ums Leben zu kommen, ist zehnmal größer als bei einem herkömmlichen Unfall. Ein Beispiel: Im November 2017 fährt eine junge Autofahrerin in Affligem bei Brüssel auf die E40 in falscher Richtung. Kurze Zeit später stößt sie frontal mit einem Lieferwagen zusammen. Die Frau stirbt.
In jedem fünften Fall stirbt der Geisterfahrer selbst, erklärt der Pressesprecher von Vias Benoit Godart. Und auch wenn es in absoluten Zahlen nur wenige Unfälle sind, wenn es passiert, dann endet es meistens tödlich. Und meistens heißt hier: Bei jedem dritten Unfall gibt es Tote.
Doch was sind die Gründe? Karin Genoe nennt deren drei. Die meisten nehmen die falsche Ausfahrt schlicht und ergreifend aus Versehen, Unaufmerksamkeit oder Zerstreutheit. In einem Drittel der Fälle sind Alkohol und Drogen im Spiel. Aber nur wenige machen es bewusst für den Kick oder um Selbstmord zu begehen.
Und auch das Alter spielt eine Rolle. Erst kürzlich veröffentlichte die niederländische Polizei das Video einer Geisterfahrerin - ihr Alter: 86 Jahre. In diesem Fall ging die Aktion nochmal glimpflich aus. Die Seniorin kam mit dem Schrecken davon. Den Führerschein musste sie trotzdem abgeben.
Die Älteren sind bei den Geisterfahrern jedenfalls überrepräsentiert, erklärt Benoit Godard. Das heißt: Jeder fünfte ist über 65 Jahre alt, sprich 20 Prozent, ansonsten sind sie nur an vier Prozent der Unfälle beteiligt. Nicht Absicht, sondern Irrtum, Abgelenktheit oder mangelndes Fahrkönnen sind die Gründe, weshalb Senioren die falsche Auffahrt nehmen. Und das ist ein Problem, so Benoit Godard.
Und was tun, wenn man einem Geisterfahrer begegnet oder im Verkehrsfunk davor gewarnt wird? Vias rät: sofort auf die rechte Spur wechseln. Und wenn man selbst der Geisterfahrer ist? Dann heißt es: So schnell wie möglich rüber auf den Pannenstreifen, Warnblinkanlange an und die Polizei rufen.
Volker Krings