Für den Zellatlas haben sich die Forscher kein menschliches Gehirn angeschaut, sonder tatsächlich das von einer Fliege. Die Wissenschaftler sagen, dass sich dieses Gehirn besonders gut dafür eignet, weil es so viele komplizierte Verhaltensweisen codiert, während es nur aus ungefähr 100.000 Zellen besteht.
In unserem Gehirn, und auch in dem der Fliege, gibt es ganz viele verschiedene Zelltypen. Und wie diese sich verändern, während wir altern, war bislang noch ziemlich unerforscht.
Herausgefunden haben die Forscher, dass es 80 verschiedene Gruppen von Zellen im Gehirn gibt. Diese Gruppen sind alle für etwas Anderes zuständig, zum Beispiel für Schlaf, für das Gedächtnis, Gerüche etc. Nicht alle Hirnzellen altern auf die gleiche Art und Weise. Sie ändern mit der Zeit ihre Rolle und auch ihre Funktion. Ein Grund dafür können Umweltveränderungen oder Krankheiten sein, sagt Stein Aerts, der die Gruppe Wissenschaftler dirigiert hat. Um die Mechanismen, die im Gehirn ablaufen, besser zu verstehen, müsse man genau wissen, welche Zellen, was in welchem Moment machen.
Mit den gesammelten Informationen möchte man auch anderen Wissenschaftlern bei ihren Untersuchungen helfen. Denn der Atlas soll ein technologisches Werkzeug sein. Das flämische Team stellt ihn anderen Forschern zur Verfügung. Alle gesammelten Daten seien online auf einer Analyseplattform frei verfügbar, auf der andere Wissenschaftler auch ihre Daten einreichen können, sagte Aerts.
Diese Karte ist auch für die Entwicklung von neuen Techniken wichtig, die darauf abzielen, die Entwicklung von Krankheiten, wie Alzheimer oder Parkinson, besser zu verstehen. Das absolute Ziel, sagt der Wissenschaftler, wäre, den molekularen Zustand der Gewebe und Zellen eines Patienten in Echtzeit zu bewerten. So könnte man Krankheiten frühzeitig diagnostizieren und Behandlungen personalisieren.
belga/lo