Konkurrenz belebt das Geschäft, ein neuer Anbieter soll dazu führen, dass die Margen bei den Etablierten unter Druck geraten. Das wäre dann gut für den Kunden und als dessen Anwalt sieht sich Telekommunikationsminister Alexander De Croo (OpenVLD).
Nächstes Jahr werden neue Mobilfunkfrequenzen vergeben, die braucht es für den neuen Standard 5G, der noch schnellere Datenübertragung verspricht. Und genau diese Frequenzvergabe will De Croo für einen vierten Anbieter öffnen. Ob drei oder vier Anbieter mitmachen dürfen, will die Föderalregierung am Freitag entscheiden.
Angeblich gibt es schon einen Interessenten, doch ist kein konkreter Name bekannt. Es heißt, dass es aus Frankreich einen möglichen Investor gibt. Wobei der erst einmal viel Geld in die Hand nehmen müsste. Da ist zum einen die Lizenz für die Frequenzen, die mit mehr als 50 Millionen Euro zu Buche schlägt. Da gibt es aber vor allem gewaltige Investitionen in ein Netz. Das müsste ein neuer Spieler auf dem Markt aus dem Stand von null auf aufbauen. Gleichzeitig sinken die Gewinnmargen. Daher gibt es auch Kritiker, die sagen, das sei völlig unrealistisch, überhaupt an einen vierten Anbieter zu denken. Wenn man sich Europa anschaut, dann findet dort in dem Sektor eher eine Konsolidierung statt: Da schließen sich Anbieter eher zusammen, als dass sich neue Anbieter auf den Markt trauen.
Wie tief sollen Preise fallen?
Alexander De Croo nennt die Niederlande als Beispiel. Dort seien die Preise für Telekommunikation in den letzten beiden Jahren im Allgemeinen gesunken, in Belgien sind sie aber um mehr als 6,5 Prozent gestiegen. Und in den Niederlanden - der Markt ist vergleichbar mit dem belgischen - gibt es vier Mobilfunkanbieter. De Croo rechnet vor, dass, hätte es in Belgien die gleiche Preisentwicklung wie in den Niederlanden gegeben, jeder Haushalt im Schnitt 226 Euro pro Jahr gespart hätte. Das zeigt schon, dass hierzulande Telefonie und Internetzugang noch recht teuer sind.
Mobiler Datenverkehr im europäischer Vergleich
In Belgien bekommt man für 30 Euro im Schnitt 4 GB mobiles Datenvolumen. In Luxemburg schon 12 GB, in Österreich 30, in Frankreich 100 GB und in den Niederladen surft man dafür unbegrenzt mobil. Belgien ist schon weit am unteren Ende. Bisher galt hierzulande: Es gibt mehr Gigabyte für mehr Geld, wobei das Datenvolumen immer schneller gewachsen ist als die Geldbeträge. De Croo sagt aber, er wolle mehr Datenvolumen auch für weniger Geld.
Die Telekomanbieter reagieren nicht sehr positiv auf die Vorstellungen von De Croo, wie man sich vorstellen kann. Dominique Leroy, die Chefin von Proximus, droht, dass ein neuer Anbieter zu Jobverlusten bei ihrem Unternehmen führen werde. Analysten wiederum sehen gar nicht mal den Mobilfunkmarkt als das dringendste Problem. Sie sagen, bei den Bundels, dem Triple-Play, also den Kombiverträgen aus Mobilfunk, Festnetz und TV-Kabelanschluss, gebe es viel größere Probleme. Da seien die Preise hierzulande noch viel höher als im europäischen Vergleich. Davon lässt sich De Croo aber nicht beeindrucken. Ihm sei klar, dass er sich mit seiner Forderung nicht unbedingt Freunde macht.
Olivier Krickel