Jeder kennt den Song. "Ça plane pour moi", veröffentlicht im Jahr des Punk 1977, ein absoluter Welthit. Er schaffte es sogar als einer der ersten französischsprachigen Songs überhaupt in die Billboard-Charts, die amerikanische Hitparade. Bis heute darf "Ça plane pour moi" auf keiner 70er-80er-Jahre-Fete fehlen. Und das ist die Original-Version des Songs. "Jet Boy Jet Girl" oder das deutschsprachige "Bin wieder frei" von Benny 1978, das waren die Coverversionen.
"Ça plane pour moi" machte den damals 21-Jährigen Roger Jouret alias Plastic Bertrand über Nacht berühmt. Plastic Bertrand hüpfte in seinem Punk-Plastic-Look über alle europäischen Bühnen. Bis heute gibt er seinen Welthit immer wieder gerne zum Besten, zumal es eigentlich streng genommen - mit vielleicht einer Ausnahme - sein einziger wirklicher Erfolg war.
Doch war es wirklich sein Hit? Naja, geschrieben und produziert hat den Song Lou Deprijck. Der ist in der - teilweise etwas skurrilen - Welt der belgischen Pop-Musik der 70-80er Jahre auch kein Unbekannter. Er war der Mann hinter "Lou and the Hollywood Bananas", die mit "Kingston-Kingston" ebenfalls einen europaweiten Hit hatten.
Trotz seines etwas kauzigen Auftretens sollte man Lou Deprijck nicht unterschätzen: Songs und Platten, die seinen Stempel trugen, haben sich insgesamt 20 Millionen Mal verkauft. Dass Lou Deprijck "Ça plane pour moi" für Plastic Bertrand komponiert hat, das war seinerzeit schon auf jeder Plattenhülle zu lesen. Doch steht längst noch ein anderer Verdacht im Raum. Deprijck behauptet nämlich, die nasale Stimme, die insgesamt 19 Mal "Ça plane pour moi" schmettert, gehöre gar nicht Plastic Bertrand. Er selbst habe den Hit eingesungen.
2006 wurde es Plastic Bertrand zu bunt. Er verklagte seinen früheren Produzenten. Der sollte nicht mehr behaupten dürfen, er und nicht Plastic Bertrand habe "Ça plane pour moi" eingesungen. Bertrand bekam zunächst Recht. Doch wurde noch ein letztes Gutachten eingeholt. Deprijck nahm den Song noch einmal auf, und dann wurde quasi Wort für Wort die neue Aufnahme mit den Masterbändern von 1977 verglichen.
Das Ergebnis liegt nun vor, wie die Zeitung "La Dernière Heure" berichtet. Und das Ergebnis erweist sich für Plastic Bertrand, der ja die Klage eingereicht hatte, als Rohrkrepierer. Fachleute sind demnach zu dem Schluss gekommen, dass der Sänger ein Französisch spricht, dass man so nur in der Picardie hört: es ist das famose schti, bekannt aus der französischen Komödie "Willkommen bei den Sch'tis".
Lou Deprijck stammt aus Lessines, mitten in der belgischen Picardie. Plastic Bertrand hingegen hat seine Wurzeln in Brüssel. Der Beweis?! Lou Deprijck quittierte das Ganze in der RTBF mit einem Lächeln der Genugtuung: das Ergebnis der Fachleute sei eindeutig, da gebe es jetzt nichts mehr zu diskutieren. Im Endeffekt habe ihn sein Akzent verraten.
Plastic Bertrand selbst wollte in der RTBF plötzlich nichts mehr von der Klage wissen, die er doch eigentlich selbst eingereicht hatte. Hier gehe es um eine Angelegenheit zwischen der Plattenfirma und dem Produzenten. Für ihn sei die Sache längst gegessen.
Lou Deprijck ist jedenfalls - wie er in "La Dernière Heure" sagt - glücklich, dass ihm endlich Gerechtigkeit widerfahre: man habe auf ihm rumgetrampelt, sein Talent, seine Kreativität in den Dreck gezogen. Dabei habe Plastic Bertrand ihm alles zu verdanken. Selbst den Künstlernamen "Plastic Bertrand" habe er erfunden. Erfunden hat er wohl auch die Mogelpackung, lange vor dem Skandal um Milli Vanilli oder den Sänger von "Boney M". "Ça plane pour moi", das heißt ja so viel wie: "Bei mir ist alles im Grünen Bereich". Plastic Bertrand kann das derzeit wohl nicht von sich behaupten ...