Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte am Montag seinen ersten Arbeitstag im neuen Nato-Gebäude. Am Eingang wurde er unter anderem von einer Gruppe Fotografen in Empfang genommen. Wie jeder der rund 4.000 Nato-Mitarbeiter erhielt auch der Generalsekretär einen Willkommensbeutel mit Tasse, Brieföffner und Lageplan der neuen Räumlichkeiten. "Wie viele Leute sind schon umgezogen?", erkundigte sich der Chef. "Bisher rund 2.400, also mehr als die Hälfte."
Seit Mitte März beziehen täglich weitere Nato-Mitarbeiter ihre neuen Büros. Der Weg zur Arbeit ändert sich dadurch kaum, denn das neue Gebäude liegt direkt gegenüber vom alten, ebenfalls am Boulevard Léopold III. im Nordwesten Brüssels. Beschlossene Sache ist der Umzug bereits seit 1999 und ursprünglich sollte er schon 2009 stattfinden. Die Fertigstellung des neuen Gebäudes musste aber mehrmals verschoben werden.
Bogdan Lazaroae ist Leiter des Komitees, das die Übergangsphase organisiert. Seit zehn Jahren bereitet er den großen Umzug vor. "Das alte Nato-Gebäude wurde 1967 als vorübergehende Lösung gebaut und hat uns dann ganze 50 Jahre lang als Hauptquartier gedient", erzählt Bogdan. "Aber jetzt wird es wirklich Zeit. Erst kürzlich tropfte es nach einem Sturm im Büro des stellvertretenden Generalsekretärs von der Deck."
Im neuen Hauptquartier sollte so etwas vorerst nicht passieren. Auf einem Teil des Fluggeländes Melsbroek ist ein 250.000 Quadratmeter großer, ultramoderner Glasbau entstanden. Der zentrale Gebäudeteil bildet eine mehrere hundert Meter lange, glasbedeckte Halle, von der aus die Flure mit den Büros abgehen. Generalsekretär Stoltenberg hat seines mittlerweile gefunden. Die Kaffeemaschine ist funktionstüchtig und die Bilder seiner Familie haben den Umzug wohl behalten überstanden. "Es ist gut, hier zu sein. Der Umzug ins neue Gebäude ist wichtig. Wir sind dabei, die Allianz in vielen verschiedenen Aspekten zu modernisieren, und der Umzug in das neue Gebäude ist Symbol dieser Modernisierung."
In viereinhalb Wochen, am 14. Juni, soll der Umzug abgeschlossen sein. Die Delegationen von elf Nato-Staaten, darunter Frankreich und Deutschland, sind bereits umgezogen. Neben Generalsekretär Stoltenberg ist am Montag auch der Nordatlantikrat, das wichtigste Nato-Gremium, offiziell verlegt worden. Das bedeutet, dass das neue Gebäude nun offiziell der Sitz der Organisation ist. Die belgische Delegation soll in zweieinhalb Wochen die neuen Büros beziehen. Den Abschluss bilden Anfang Juni dann die Vertreter der Vereinigten Staaten.
Bogdan Lazaroaes Job ist damit aber noch nicht zu Ende. "Das Projekt läuft offiziell bis zur Übergabe der alten Räumlichkeiten an Belgien, denn Belgien gehören das Gelände und die Gebäude. Das wird vermutlich im Juni oder Juli nächsten Jahres geschehen." Was mit dem alten Gelände passiert, weiß er nicht. "Das muss die belgische Regierung entscheiden."
Peter Eßer