Mit "Money Mules" sind virtuelle Kuriere gemeint. Und das geht so: Kriminelle versuchen, jemanden dazu zu bringen, ihnen sein Konto zu überlassen beziehungsweise eins zu eröffnen. Über dieses Konto werden dann Gelder transferiert, wird also zum Beispiel Geld eingezahlt, das dann auf ein anderes Konto weiter überwiesen wird - das Ganze gegen eine Provision. Der Geldesel macht das alles in dem Glauben, jemandem einen Gefallen zu tun, sagt Olivier Bogaert von der Computer Crime Unit, der auf Internetkriminalität spezialisierten Einheit der Polizei.
Es mag ein "Gefallen" sein, was das Ganze aber nicht legaler macht. Denn, wem nützt ein solcher "Gefallen"? In der Regel dient die Aktion der Geldwäsche. Einkünfte aus Drogengeschäften oder gar Menschenhandel bekommen so einen "harmlosen" Anstrich, werden erstmal scheinbar legalisiert. Und weil es da manchmal um richtig viel Geld geht, kann da auch als Provision schonmal ein hübsches Sümmchen drin sein.
In der Vergangenheit haben sich die Betrüger oft Obdachlose ausgeguckt. Die hatten in dem Sinne ja nichts zu verlieren, Geld haben sie oft ohnehin nicht, jedenfalls nicht auf der Bank. Man bringt die Leute also dazu, ihre Personalien herzugeben, um ein Konto zu eröffnen. Und dann kann der Betrüger schalten und walten, wie er will. Fliegt die Sache auf, ist für die Ermittler in der Regel schon beim Obdachlosen Endstation.
Kinder und Jugendliche
Die Masche war aber inzwischen allzu bekannt. Deswegen konzentrieren sich die Kriminellen jetzt anscheinend immer häufiger auf Kinder und Jugendliche. Und der Kontakt werde meist über das Internet hergestellt, sagt Olivier Bogaert von der Computer Crime Unit. Die jungen Leute sind ja alle vernetzt. Und eben in Sozialen Netzwerken versuchten die Betrüger, Kinder und Jugendliche mit vermeintlich einfachen und lukrativen Gewinnen zu locken. Die ahnten nicht, dass sie sich damit zum Werkzeug von Kriminellen machten.
Der Kontakt wird oft über Plattformen wie Instagram, Snapchat, Facebook oder WhatsApp hergestellt. Wenn der Jugendliche einmal am Angelhaken hängt, dann überredet man ihn dazu, seine Bankkarte nebst Pin zur Verfügung zu stellen, sagt auch Isabelle Marchand von Febelfin, dem Verband der Finanzwirtschaft - das Ganze eben gegen Provision. Die Kriminellen machen dann ein paar Transaktionen. Und eigentlich geben sie dann die Karte wieder zurück; eigentlich.
Es kann aber passieren, dass die Betrüger dem Jugendlichen nicht seine Karte zurückgeben; dann kann die Situation richtig ungemütlich werden. Ohnehin sei jeglicher direkte Kontakt mit solchen Leuten erst recht zu vermeiden, warnt auch die Polizei. Aber, davon abgesehen: Die Jugendlichen und ihre Eltern müssen wissen, dass sich die Betreffenden in jedem Fall strafbar machen.
Man macht sich - bewusst oder unbewusst - zum Handlanger von Kriminellen. Das Phänomen scheint jedenfalls um sich zu greifen. Und immer häufiger sind eben auch Jugendliche im Visier der Geldwäscher. Eben deswegen gehe man jetzt auch an die Öffentlichkeit, heißt es bei Febelfin. Genaue Zahlen gebe es nicht. Das liege in gewisser Weise in der Natur der Sache, sagt Olivier Bogaert von der Computer Crime Unit der Polizei. Die meisten Leute gehen erst zur Polizei, wenn Einschüchterung oder Gewalt im Spiel waren. Deswegen gebe es wohl auch eine gewisse Dunkelziffer.
Deswegen eben der Appell an die Eltern: "Reden Sie mit ihren Kindern, warnen Sie sie vor der Masche", damit sie nicht zu Komplizen von Straftätern werden.
Roger Pint