Laut Notenbank sind die Immobilienpreise in Belgien 6,5 Prozent zu hoch. Und das ist noch eine optimistische Schätzung. Andere Studien sprechen von einer Überbewertung von bis zu 15 Prozent. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hält den Immobilienmarkt sogar für 60 Prozent überbewertet, was einige Experten dann wieder für übertrieben halten.
Fakt ist aber, dass die Immobilienpreise seit Beginn des neuen Jahrtausends in Belgien um 75 Prozent gestiegen sind, im europäischen Schnitt waren es nur 25 Prozent.
Mehrere Faktoren spielen dabei ein Rolle: natürlich die sehr niedrigen Zinsen, aber auch politische Entscheidungen. Wenn der Kauf eines Eigenheims beispielsweise steuerlich gefördert wird oder die Bank weniger Zinsen verlangt, dann wird der Kauf nicht etwa billiger, sondern teurer. Diese Vorteile gelten für alle - und das lässt die Preise steigen.
Und in Belgien ist das Eigenheim sehr begehrt, viel stärker als in unseren Nachbarländern, und das befeuert ebenso den Markt. Viele halten das Eigenheim für die beste Investition.
Aber das ist nicht unbedingt der Fall. Viele denken, dass der Wert eines Hauses nur steigen kann, was nicht stimmt. Im Grunde spricht einiges dafür, dass Häuser sogar an Wert verlieren. Etwa weil sie schon nach einigen Jahren nicht mehr moderne Standards erfüllen, beispielsweise die Isolierung nicht mehr dem neusten Stand entspricht.
Experten gehen nicht von Crash aus
Beim Hausverkauf bestimmt außerdem allein die Nachfrage den Preis und nicht etwa, wie viel Geld in den Bau des Hauses investiert wurde. Ein Haus ist letztlich nur so viel wert, wie ein anderer bereit ist, dafür zu zahlen.
Damit die Preise sinken, müsste die Nachfrage nach Immobilien sinken. Dann etwa, wenn die Zinsen steigen oder die Wirtschaft nicht mehr brummt. Wenn dann Haushalte feststellen, dass sie wegen sinkender Einkommen ihr Eigenheim verkaufen müssen, können Hauspreise plötzlich stark fallen. Mehr Angebot trifft auf weniger Nachfrage – das ist das, was wir vor zehn Jahren bei der Immobilienkrise in den USA erlebt haben. Das könnte auch in Belgien passieren.
Die Zeitung De Tijd hat sich dazu in der Branche umgehört. Die meisten sagen: Immobilien sind in Belgien nicht mehr günstig, aber sie rechnen nicht mit einem Crash. Preisrückgänge von zehn Prozent und mehr haben die wenigsten auf dem Schirm. Im Gegenteil, sie gehen sogar davon aus, das die Preise weiter leicht steigen.
knack/okr/km