Der Werbespot von Cambridge Analytica erklärt, worauf es beim modernen Wahlkampf ankommt. Es geht nicht mehr darum, wer die meisten Fernsehspots schaltet oder die meiste Wahlpost verschickt. Nicht wer das meiste Geld ausgibt, sondern wer es am klügsten ausgibt, der gewinnt Wahlen.
Die richtige Botschaft für die richtige Person zur richtigen Zeit ist wichtiger als je zuvor. Und helfen sollen dabei die revolutionären Techniken zur Datenmodellierung von Cambridge Analytica. Soweit die Eigenwerbung.
Cambridge Analytica soll Donald Trump geholfen haben, US-Präsident zu werden. Das ist durchaus möglich. Die Firma gehört dem US-Milliardär Robert Mercer, einem ausgewiesenen Trump-Unterstützer. Steve Bannon, Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager, saß bei Cambridge Analytica im Vorstand.
"Die Daten, die Cambridge Analytica gesammelt hatte, dienten dazu, politische Nachrichten so anzupassen, dass sie mehr Leute erreichen - auch mit Hilfe psychologischer Methoden", sagt der Flame Reinout van Zandycke, Experte für politische Kommunikation in Sozialen Medien. Er beobachtet das Unternehmen seit Jahren.
"In der Politik geht es darum, Menschen von einer Botschaft zu überzeugen. Und Cambridge Analytica geht da sehr weit", sagt Reinout van Zandycke.
Personalisierte politische Botschaften
Cambrige Analytica bezahlte 320.000 Menschen dafür, eine App zu installieren, um die politischen Einstellungen der Nutzer zu erfassen. Zum Dienste der Wissenschaft, wie Cambridge Analytica den Nutzern erklärte. Doch in Wirklichkeit sah das etwas anders aus.
Die App war verbunden mit dem Facebook-Profil der Nutzer. Und so gelangten auch andere persönliche Informationen zu Cambridge Analytica. Und nicht nur das: Auch die Daten aller Facebook-Freunde des Nutzers wurden erfasst. So verfügte Cambridge Analytica am Ende über die Daten von 50 Millionen Menschen. Und diese wurden dann mit personalisierten politischen Botschaften bombardiert.
Der ehemalige Mitarbeiter Christopher Wylie hatte geholfen, dieses System aufzubauen. Als Whistleblower machte es dann später der Öffentlichkeit bekannt. "Cambridge Analytica hat Fake News perfektioniert, indem es sie mit Algorithmen verlinkt hat", sagt Wylie.
Facebook selbst weist jede Schuld von sich. Cambridge Analytica habe die Nutzer betrogen. "Doch Facebook kann sich nicht ganz aus der Verantwortung stehlen", sagt Reinout Van Zandycke. Dafür sei der Einfluss zu groß. "Facebook bestätigt immer das, was der Nutzer denkt", erklärt Van Zandycke. "Er soll gerne auf Facebook sein, deshalb bekommt er das, was er mag."
Zu komplex und zu klein
Der Einfluss von Facebook beschränke sich aber nicht nur auf den Kauf der nächsten Waschmaschine, sondern auch auf das Kreuzchen bei den nächsten Wahlen. Eine Vorstellung, die sehr vielen Angst macht. Doch kann das auch hierzulande passieren?
Der belgische Social-Media-Experte Rob Heyman sieht das so: "Technisch ist es möglich, aber Belgiens Politiklandschaft ist so komplex und der Markt so klein, dass man nur schwer jemanden finden wird, der Geld in eine solche Kampagne stecken kann und will."
Reinout van Zandycke beobachtet allerdings, dass auch in Belgien immer mehr Parteien darauf achten, was in den Sozialen Medien passiert. Mit den USA oder den Niederlanden sei der Trend hierzulande aber nicht vergleichbar. Dort sei man schon viel weiter.
Volker Krings