Sexuelle Belästigungen auf offener Straße: Viele Frauen kennen das aus eigener Erfahrung. Das reicht vom dummen Spruch bis zum brutalen Überfall mit Vergewaltigung. Viele Frauen fühlen sich deshalb nicht wohl, wenn sie allein unterwegs sind. Mittel zur Selbstverteidigung wie Pfefferspray oder Elektro-Teaser hat so manche Frau in der Handtasche.
Ein weiteres Mittel ist seit Dienstag in Brüssel auf dem Markt: eine neue App. Sie ist die erste dieser Art in Belgien und heißt "Touche pas à ma pote" oder "Blijf van mijn Lijf", also "Bleib mir vom Leib". Wer Hilfe braucht - auch Männer -, signalisiert über die App seinen Standort, und alle, die bei der App als "Streetangel" registriert sind, können vorbeikommen und helfen.
Keine Hilfssheriffs
Die Streetangels (Straßenengel) dürfen sich nicht als Polizisten aufspielen. Sie sollen dem Opfer helfen, können später als Zeuge auftreten oder bei der Polizei eine Aussage machen. Mehr nicht. Wer sich nicht an die Spielregeln hält und selbst aggressiv auftritt, der wird als Streetangel gesperrt.
Die App geht auf eine Initiative der Brüsseler Staatssekretärin für Chancengleichheit, Bianca Debaets (CD&V), zurück. Hintergrund ist eine aktuelle Studie der Universität Gent, laut der 86 Prozent der Frauen angeben, schon mindestens einmal auf offener Straße durch anzügliche Äußerungen oder Belästigungen eingeschüchtert worden zu sein.
belga/sh/jp