Minderjährige als Opfer sexuellen Missbrauchs ist leider nichts Neues. Doch auch unter den Tätern befinden sich viele Minderjährige. Zwischen 2010 und 2015 kamen durchschnittlich jedes Jahr knapp 1800 Minderjährige mit der Justiz in Kontakt. Die Vorwürfe: Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe.
Dass Minderjährige ein grenzüberschreitendes Verhalten an den Tag legen, ist an sich nichts Neues. Die Zahlen sind jedoch brisant, da sie höher liegen als bisher angenommen.
Experten aus der Jugendbetreuung verzeichnen eine Zunahme der Fälle, allerdings schon seit den 1990er Jahren. Offener über Sex reden zu dürfen, habe nicht zu weniger sexuellem Missbrauch geführt, sondern den gegenteiligen Effekt gehabt, so der Kinderpsychiater Peter Adriaenssens von der Katholischen Universität Leuven. Früher sei ein solches Verhalten schnell als sexuelles Experimentieren unter den Teppich gekehrt worden.
Ein bestimmtes Täterprofil gibt es allerdings nicht. Adriaenssens sieht aber einen großen Einfluss in der Erziehung. Oft tolerierten die Eltern grenzüberschreitendes Verhalten.
Volker Krings