Es ist eine fast schon unendliche Geschichte. Wieder gibt es also Probleme an einem belgischen Atomkraftwerk. Wie die Zeitung Le Soir berichtet, muss der Reaktorblock Doel 3 bis auf weiteres vom Netz bleiben. Der Meiler liegt ohnehin schon seit dem vergangenen 22. September still - ursprünglich wegen geplanter Wartungsarbeiten. Eigentlich sollte der Reaktor am 6. November wieder hochgefahren werden. Doch machte die föderale Agentur für Nuklearkontrolle, Fank, einen Strich durch diesen Termin. Eine Inspektion der Anlage hat nämlich neue Probleme ans Licht gebracht.
Diesmal ist ein Bunker im Fokus. Die Fank hat festgestellt, dass die Betonummantelung brüchig geworden ist. Es seien Risse zu sehen, das Material bröckele sogar stellenweise ab, schreibt Le Soir unter Berufung auf die Fank. Nur: Es handelt sich nicht umsonst um einen Bunker. In dem Gebäude wird Rettungsgerät gelagert für den Notfall, zum Beispiel Pumpen und Diesel-Generatoren. Dieses Gebäude müsste also quasi 'per se' einem größeren Störfall standhalten. Deswegen sei es denn auch völlig normal, dass die Anlage erstmal abgeschaltet bleibe, bis eben die entsprechenden Reparaturen vorgenommen wurden, erklärte der Ecolo-Abgeordnete Jean-Marc Nollet in der RTBF.
Reparaturen
Die Fank hat in jedem Fall Reparaturen zur Auflage gemacht. Der brüchige Beton müsse entfernt und durch neuen ersetzt werden. Klingt ja noch vergleichsweise routinemäßig, nur ist das offenbar im vorliegenden Fall nicht ganz so einfach. Das Problem ist demnach, dass das Gebäude und insbesondere der fragliche Bereich nur schwer zugänglich sind. Die Reparaturen dürften also lange dauern, glaubt Jean-Marc Nollet.
Und damit verbunden sei dann auch die Frage, ob es in den anderen belgischen Reaktorblöcken nicht vergleichbare Probleme gebe. Es sei nämlich so, sagt Nollet: Besagte Bunker sind nicht zugänglich, solange die Anlage läuft. Sprich: Bis zum nächsten Wartungstermin weiß man nicht, wie die Lage in den anderen Reaktorblöcken aussieht.
Man weiß aber anscheinend, warum der Beton in besagtem Bunker bröckelt. Das Problem geht offensichtlich auf Dampf zurück, der also das Material angreift. Dieser Dampf wird freigesetzt jedes Mal, wenn die Anlage heruntergefahren wird. Laut Electrabel stellt sich dieses Problem aber nur im Block Doel 3.
Aber, ändert das auch nur irgendetwas, fragt rhetorisch Jean-Marc Nollet. Das ist ja nur das letzte in einer ganzen Serie von Problemen. Man denke nur an die festgestellten Materialschwächen in den Reaktorbehältern von eben Doel 3 und auch Tihange 2. Man denke an Doel 1 und 2, die nicht den Erdbebennormen entsprechen. Man denke an die gehobene Bodenplatte in einem Nebengebäude im Block Tihange 1.
Belgien Weltmeister: AKW-Ausfallrate bei 25 Prozent
Da könne man doch nur zu einem Schluss kommen: "Unsere Reaktoren altern und sie altern sehr schlecht", sagt Jean-Marc Nollet. Und er werfe Electrabel denn auch vor, die Anlagen nicht korrekt zu unterhalten und zu warten. Denn, so führt der Ecolo-Abgeordnete aus: "Was wir hier sehen, das hat nichts mit Pech zu tun, das ist ein rein belgisches Problem. Wir sind sogar Weltmeister", sagt Nollet sarkastisch. Im Durchschnitt liegen belgische Atomkraftwerke ein Viertel der Zeit still: 25 Prozent. Im Rest der Welt beläuft sich diese Ausfallrate gerade mal auf vier Prozent.
Und das sollte doch eigentlich ein Zeichen an der Wand sein, sagt Nollet. Diese Zahlen zeigten doch, dass die Atomkraft - zumindest in Belgien - eben doch nicht so verlässlich ist, wie so mancher immer behauptet.
Und während einige Regierungsparteien wieder über eine neue Laufzeitverlängerung der Reaktoren nachdenken, senden die Anlagen eine klare Botschaft aus, sagt Nollet - nach dem Motto also: Es geht nicht mehr...
Roger Pint
Und dabei ist der Antwerpener Bürgermeister FÜR eine Betriebsverlängerung der belgischen Atommeiler... Tja, der hat wahrscheinlich den besseren Durchblick & wird besser geschmiert...