Ein Jahr lang hat Philippe de Backer (OpenVLD) an seinen Plänen gearbeitet. Visionen hat er entwickelt, wie die Nordsee in den kommenden Jahrzehnten zum Wohl Belgiens genutzt werden kann. Der Ausbau der Offshore-Windparks, um über Windmühlen Strom zu erzeugen, ist dabei eins der größten Vorhaben.
De Backer fasst die Zielsetzung wie folgt zusammen: "Der Energiepakt macht deutlich, dass wir Offshore-Windparks mit einer Leistung von mindestens vier Gigawatt bauen müssen. Das wird eine Verdoppelung unserer Windparkleistung in der Nordsee bedeuten. Ich glaube, dass das möglich ist. Wir müssen das machen, wenn wir den Atomausstieg 2025 schaffen wollen."
Anfang 2016 besaß Belgien einen Windpark mit einer Leistung von gut 700 Megawatt. Jetzt wird also kräftig aufgerüstet. Was die Leistung von den angestrebten vier Gigawatt bedeutet, macht der Vergleich mit Atommeilern deutlich. Die beiden größten Atommeiler in Belgien, Tihange 3 und Doel 4, haben jeweils eine Kapazität von rund einem Gigawatt. Vier Gigawatt Windparkenergie aus der Nordsee würden also vier Atommeiler ersetzen können.
Der Zeitplan für die vier Gigawatt Nordseestrom steht auch schon. "Wir werden bis 2020 Offshore-Windparks mit einer Leistung von 2,2 Gigawatt in der Nordsee haben. Danach werden wir die Leistung nochmal fast verdoppeln, nochmal 1,8 Gigawatt bis 2030 hinzufügen", sagt De Backer.
Auch über die Finanzierung hat der Staatssekretär schon nachgedacht. Den Staat sollen die Windanlagen kaum etwas kosten. Denn auf staatliche Förderung soll verzichtet werden. Die Niederlande und Deutschland hätten vorgemacht, dass das geht. Deshalb meint de Backer: "Auch in Belgien können wir das ohne staatliche Förderungen schaffen. Ich finde das wichtig, weil die staatlichen Fördergelder letztlich die Energierechnungen der Verbraucher in die Höhe getrieben haben. Wenn wir einen rechtlichen Rahmen schaffen können, in dem staatliche Fördergelder nicht nötig sind, erscheint mir das sehr interessant." Investieren sollen nicht nur große Energiefirmen, sondern jeder, der will und kann - auch Privatpersonen.
Schädlich für die Umwelt sollen die Windparks nicht sein - ganz im Gegenteil. Das erklärt Patrick Roose vom königlichen Institut für Naturwissenschaften. Er hat an der Entwicklung des Plans "Nordsee 2050" mitgearbeitet. Die Natur soll immer mit eingebunden werden in die Zukunftspläne, sagt er. So gebe es ein Projekt, Aquakulturen in Windparks anzulegen. Da würden Überlegungen angestellt, wie man zum Beispiel Muschelbänke zwischen den Windrädern ansiedeln könnte.
Kay Wagner