Die Föderalregierung will die Punktepension bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode in trockenen Tüchern haben, ab 2025 soll sie dann das bisherige Rentensystem ersetzen.
Pensionsminister Bacquelaine will Anfang 2018 seinen Gesetzesvorschlag vorstellen, dann geht es erst mal in die Phase der sozialen Konzertierung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften.
Die Punktepension sieht so aus: Jeder Belgier sammelt im Laufe seines Arbeitslebens Punkte. Für jedes Arbeitsjahr gibt es einen Punkt, wenn der Lohn dem belgischen Durchschnittslohn entspricht. Liegt er darunter, z.B bei 80 Prozent, dann gibt es auch nur 0.8 Punkte pro Jahr. Umgekehrt geht es aber auch: Verdient ein Arbeitnehmer 120 Prozent im Vergleich zum Durchschnittseinkommen, dann gibt es 1.2 Punkte pro Jahr.
Am Ende wird alles zusammengezählt und in einen Eurobetrag umgerechnet. Wieviel ein Punkt wert ist, wird bei Renteneintritt festgelegt, und zwar in Relation zum Durchschnittslohn. Zur Berechnung werden nicht einfach die Arbeitsjahre zusammengezählt und eine Referenzkarriere zu Grunde gelegt. Das lässt sich mit dem Kilometerstand beim Auto vergleichen: Wieviel ein Wagen auf dem Kilometerzähler hat, sagt mehr über seinen Zustand aus als das Baujahr.
Was sind die Vorteile eines Punktesystems?
Mit der Rentenreform bekommen Arbeitnehmer mehr Flexibilität: Wer früher anfängt zu arbeiten, kann früher in Rente gehen. Umgekehrt können Arbeitnehmer, die länger arbeiten, mehr Rentenansprüche erwerben. Das Punktesystem vereinfacht die Möglichkeit des Teilzeitruhestandes: Man kann sich mit dem Alter schrittweise aus dem Arbeitsleben zurückzuziehen, anstatt mit dem System Zeitkredit von einem Tag auf den anderen aufzuhören.
Außerdem berücksichtigt die Punktepension auch die Schwere Arbeit, das heißt für körperlich oder psychisch anstrengende Arbeit gibt es auch mehr Punkte. Das Punktesystem kann auch die demographische Entwicklung besser berücksichtigen: Werden wir alle älter, kann die Referenzkarriere verlängert werden oder die Sozialbeiträge werden angepasst und damit die Lasten zwischen Arbeitnehmern und Pensionären besser verteilt.
Ein weiterer Vorteil: Mit dem Punktesystem können die drei verschiedenen Regime - Angestellter, Arbeiter und Selbständiger - für die Pension besser untereinander angerechnet werden
Und die Nachteile?
Bisher kann ein Arbeitnehmer heute schon wissen, wie hoch seine Rente später sein wird. Mit der Punktepension wird das erst bei Renteneintritt bestimmt, weil ja erst denn festgelegt wird, wieviel ein Punkt in Euro wert ist. Schlimmer noch finden Kritiker, dass der Wert auch abhängig von der demographischen Entwicklung und der wirtschaftlichen Situation in dem Moment ist.
Ein weiterer Kritikpunkt kommt von Experten aus der Pensionsverwaltung: Sie sagen, das Punktesystem sei gar nicht nötig. Im bestehenden System könnten auch Arbeitszeitverlängerung, Schwere Arbeit oder Teilzeitbeschäftigung in die Pensionsansprüche eingearbeitet werden - Und ein neues System koste eben auch immer Geld.
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