Viel dürfte nicht bekanntwerden von der Arbeit des so genannten "Prä-Regierungsbildners". Elio Di Rupo, der den Prozess der Regierungsbildung vorbereiten soll, will absolut diskret an seine Aufgabe herangehen.
Wohl noch diskreter als Bart De Wever, der ja am vergangenen Donnerstag seine Sondierungsmission abgeschlossen hatte.
Wer wohin eingeladen wird: Fragezeichen. Der Ort, an dem jeweils die Gespräche mit Vertretern der anderen Parteien stattfinden werden, soll nicht bekanntgegeben werden und sogar täglich ändern.
Durchgesickert ist dennoch, wen Di Rupo in dieser Woche treffen wird: MR, SP.A und Ecolo haben nach Informationen der Nachrichtenagentur Belga eine Einladung bekommen. Die flämischen Grünen von Groen! will Di Rupo demnach also noch nicht treffen.
Ecolo und Groen! wollen ja nur gemeinsam einer Regierung beitreten. Die N-VA von Bart De Wever lehnt aber anscheinend eine Koalition mit den flämischen Grünen ab. Apropos Bart De Wever: Elio Di Rupo wird nach eigenen Angaben die meiste Zeit mit dem N-VA-Chef Hand in Hand arbeiten.
Die föderalen Verhandlungen haben gestern auch die Feierlichkeiten zum Anlass des flämischen Feiertages überschattet. Für Aufsehen sorgte in diesem Zusammenhang die Rede des flämischen Parlamentspräsidenten Jan Peumans von der nationalistischen N-VA.
Der flämische Feiertag am 11. Juli bietet traditionell den Anlass für die flämischen Verantwortlichen, Bilanz zu ziehen und vor allem die flämischen Forderungen noch einmal zu bekräftigen. Eingeladen zum festlichen Empfang zum 11. Juli im Brüsseler Rathaus hatte der flämische Parlamentspräsident Jan Peumans. In seiner Rede skizzierte der N-VA-Politiker das Belgien von morgen.
Seine Vision: Flamen und Frankophone müssten einen Vertrag abschließen, der ihr Zusammenleben regelt, der also die Rechte und Pflichten festschreibt, und auch die innerbelgische Solidarität klar und transparent aufzeigt. Brüssel hat er aber mit keinem Wort erwähnt ...
Grund genug etwa für den scheidenden Senatspräsidenten Armand De Decker, die Rede als ‘ultranationalistisch’ zu brandmarken. Auch einer flämischen Liberalen hat der Redebeitrag über Identität augenscheinlich nicht gefallen. Els Campe, eine junge Brüsseler Open-VLD- Politikerin, unterbrach den Redner mit wütenden Zwischenrufen.
Auch beim flämischen Festtag bestätigten Di Rupo und De Wever indes noch einmal den Eindruck der letzten Tage: sie treten als Tandem auf.
brf/rop - Bild: belga