Colruyt – Ihre Niedrigpreisgarantie, so heißt es in der Werbung. Die belgische Supermarktkette Colruyt gilt zwar nicht als klassischer Discounter, doch steht die Preispolitik im Zentrum der Unternehmensstrategie. Doch auch Niedrigpreise haben ihren Preis.
Alles steht und fällt natürlich mit den ominösen Margen. Man versucht, mit den Lebensmittelherstellern einen möglichst günstigen Einkaufspreis auszuhandeln, um dann eben, trotz der viel beschworenen Niedrigpreise, immer noch einen möglichst hohen Gewinn zu machen. Doch auch die Produzenten haben ihre Margen im Blick. Solche Deals werden immer mal wieder neu aushandelt. "Und das ist ein Moment, den alle Beteiligten besonders fürchten", sagt Christophe Sancy vom Branchenmagazin Gondola.
Und verhandeln heißt eben verhandeln: "Wenn sich beide Seiten nicht einigen können, dann gibt es eine Blockade. Dass hinter den Kulissen des Einzelhandels bei solchen Preisdiskussionen schonmal die Fetzen fliegen, davon darf man ausgehen. Dass es aber so weit geht, dass der Kunde das über leere Regale mitbekommt,, das passiert dann doch nicht ganz so oft", sagt Christophe Sancy. Und genau das ist jetzt passiert.
Handfester Preiskrieg
Die belgische Supermarktkette Colruyt und der amerikanische Lebensmittelkonzern Pepsico leisten sich einen handfesten Preiskrieg. Mit tatsächlich drastischen Folgen: In vielen Colruyt-Märkten sieht man leere Regale. Die Auslagen, die eigentlich den Produkten der PepsiCo-Gruppe vorbehalten sind.
Und das ist nicht nur die bekannte Cola. Zu dem Konzern gehören auch Produkte wie die 7Up-Limo, die Loóza- oder Tropicana-Säfte, Lays-Chips oder Duyvis-Cracker. Insgesamt geht es um knapp 30 Produkte, die also im Moment in vielen Colruyt-Märkten fehlen.
Solche Fälle häufen sich, wenn auch nicht mit solch spektakulären und sichtbaren Folgen. "Das hat damit zu tun, dass sich die Kräfteverhältnisse geändert haben", sagt Kathleen Cleeren, Marketing-Dozentin an der Uni Leuven. "Insbesondere die belgischen Supermarktketten sind inzwischen auch zu kleinen Branchenriesen herangewachsen. Entsprechend begegnen sie sich mittlerweile fast schon auf Augenhöhe, was die Verhandlungsbasis verändert."
Jetzt ist das Kind aber erstmal in den Brunnen gefallen: Blockade. Warum die Produkte nicht mehr in den Regalen liegen, nun, dafür könne es viele Gründe geben:
"Kann sein, dass einer der beiden einen Boykott verhängt hat. Man darf aber nicht vergessen, dass es im Einzelhandel komplexe Zulieferketten gebe", sagt Christophe Sancy vom Branchenmagazin Gondola. "Hier arbeitet man Just in Time. Die Produkte werden in der Regel nicht gelagert, sondern geliefert, wenn sie nötig sind. Die kleinste Unterbrechung in dieser Kette sorge dann aber gleich für Engpässe."
Verlierer auf allen Seiten
Leere Regale, das hilft jedenfalls niemandem. "In dieser Geschichte gibt es nur Verlierer", sagt Christophe Sancy: "Erstmal der Lebensmittelhersteller, der weniger Waren an den Mann bzw. an die Frau bringt. Und dann auch die Supermarktkette". Die läuft nämlich Gefahr, dass sich der Kunde seine Lieblingscola oder seine Chips bei einer anderen Kette besorgt und möglicherweise dann auch längerfristig fremdgeht.
"Gelackmeiert ist aber auch der Kunde", sagt Marketing-Dozentin Kathleen Cleeren. Der muss sich nämlich entscheiden, nach dem Motto: Entweder Colruyt oder Pepsi. Unterm Strich also eine dumme aber symptomatische Geschichte. Das Klima im Einzelhandel ist rau, und es wird noch immer rauer. Und der Kunde gewinnt dabei nicht immer.
Roger Pint