Im Lütticher Carré ist es kaum anders: An der Theke herrscht Hochbetrieb, die Musik spielt laut, es gibt Wurst- und Käsehäppchen... Nur das Publikum ist irgendwie... bunter. Die Männer tragen Turban, die Damen den funkelnden Sari. Wir sind nicht im Lütticher Carré, sondern am Connaught Place. In einer Bier-Bar, im Herzen von Neu Delhi.
Das Bier hat hier Erfolg. Es sei ein echtes Juwel, meint Karanbir Singh Gulati. Der freundliche Mann mit dem hellgrünen Turban ist Generalmanager verschiedener Luxus-Gastronomiebetriebe. In seinen Edelbars und Sternehotels wird er demnächst Chimay und Delirium Tremens ausschenken. Damit das gelingt, gab es für die Barmänner von den Bierbrauern aus Belgien eine Schulung, erklärt Vincent Carton, Marketing-Direktor der Brasserie Chimay: "Die belgischen Bierbrauer bilden die indischen Barleute zu einer Art Bierbotschaftern aus." Sie achten penibel darauf, dass beim Servieren alles stimmt.
Dabei sind die Trappistenbiere in Indien echter Luxus – auf der gleichen Ebene wie Champagner und edler Wein. Bis zu 13 Euro wird ein Trappistenbier im Ausschank kosten.
Edwin Dedoncker ist Generaldirektor der Brauerei von Chimay. Er sieht in dem indischen Markt ein großes Potential: "Der Inder trinkt im Durchschnitt zwei bis drei Liter Bier pro Jahr. In China sind es 25 bis 26 Liter. Seit 20 Jahren sind wir auch auf dem chinesischen Markt präsent. Mit Erfolg. So könne Indien zum neuen China werden. Auch wenn der Markt unterschiedlich ist."
Doch alleine lässt sich Indien nicht erschließen. Gemeinsam mit der Bierbrauer-Familie von Huyghe aus Melle erhofft man sich eine starke Präsenz. "Einigkeit macht stark", zitiert der Chimay-Chef Edwin Dedoncker den belgischen Leitspruch. "Alleine sind wir für das schöne Land zu klein." Außerdem teile man die gleichen Werte, wie Nachhaltigkeit, Qualitäts- und Traditionsbewusstsein.
Mit der flämischen Brauerei Huyghe wollen die Wallonen gemeinsam erfolgreich sein. Vor Ort sorgt ein indischer Vertragspartner dafür, dass es auch in Neu Delhi und Mumbai immer mehr Belgium Beer gibt.
Simonne Doepgen