Ein Flugbegleiter erzählt in der Zeitung, dass er nur zwischen 800 und 900 Euro netto im Monat verdient, was sogar noch unter dem belgischen Mindestlohn liegt. Eine Mitarbeiterin sagt, dass es für sie deshalb auch unmöglich sei, ein Haus zu kaufen, ein Auto zu haben oder eine Familie zu gründen.
80 Prozent der Ryanair-Mitarbeiter in Charleroi haben irische Interim-Verträge - so genannte "Null-Stunden-Verträge" ohne festen Lohn. Die Flugbegleiter werden dann auch wirklich nur bezahlt, wenn sie fliegen. Wird ein Flug kurzfristig abgesagt, obwohl die Flugbegleiter vielleicht schon vor Ort waren und Vorbereitungen getroffen haben, sehen die dann keinen Cent.
Fliegender Supermarkt
Die Mitarbeiter beschreiben, dass sich Ryanair-Flugzeuge in der Luft in einen fliegenden Supermarkt verwandeln. Jeder Schritt der Angestellten muss rentabel sein. Da werden nicht nur Essen und Getränke verkauft, sondern auch Rubbellose von der Lotterie für zwei Euro. Egal, was auf dem Flug alles passiert ist - die erste Frage von Ryanair an die Mitarbeiter sei immer: Wie viele Lose hast du verkauft?
In punkto Sicherheit gebe es bei Ryanair allerdings nichts zu bemängeln, sagen die Mitarbeiter. Auf dem Gebiet sei man sehr professionell.
Was ihnen allerdings Sorgen macht: dass Angestellte auch krank arbeiten gehen, da sie sich nach drei Abwesenheiten rechtfertigen müssen. Der Zeitung sagte eine Mitarbeiterin, man habe ihr sogar schon mal gesagt, sie solle bitte an ihren freien Tagen krank werden.
Die Mitarbeiter hoffen auf andere Verträge - Verträge nach belgischen Standards. Sie wollen auf keinen Fall das Unternehmen zerstören, sagen sie, aber sie wollen gehört und respektiert werden. Das sei auch im Interesse der Direktion von Ryanair.
llb/lo/km - Bild: Eric Lalmand/Belga