Problematisch an dem Geens-Plan ist zum Beispiel, dass es in den Wochen, in denen der Häftling nicht im Gefängnis ist, keine wirkungsvolle Kontrolle über den Straftäter gibt. Nicht mal eine elektronische Fußfessel. Einige sagen: "Die Häftlinge haben dann regelrecht Urlaub."
Anwälte und Justizmitarbeiter beklagen gleichermaßen, dass so die Reintegrationspläne konterkariert werden. Die Betroffenen würden dann lieber die Haftstrafe einfach absitzen, weil sie ja auch "bequemer" geworden ist. Ein anderes Beispiel sind Entzugstherapien bei Drogenabhängigen. Die seien dann auch eher zum Scheitern verurteilt. Auch die Gefahr, wieder straffällig zu werden, steige an.
Und das Verfahren sorgt offenbar auch für Unmut innerhalb der Gefängnisse - logisch, wenn der eine so oft raus darf und ein anderer nicht.
Die Justiz fühlt sich durch die Maßnahme übrigens überrumpelt. Denn es sind nicht, wie man annehmen könnte, Richter für Strafausführung, die festlegen, wer an dem Programm teilnehmen darf, sondern ein Dienst im Justizministerium. D.h. die Justiz ist nicht einmal Herr der Lage.
Die Freizeit müssen die Häftlinge übrigens auch nicht später im Gefängnis "nachsitzen" - und auch das sei ein Problem. De facto halbiert sich dann die Haftzeit. Einige Gefängnismitarbeiter berichten, dass Sträflinge die freie Wochen nutzten, um in Urlaub zu fahren. Die seien dann mitunter braun gebrannt aus Südfrankreich, Spanien oder Italien wiedergekommen, heißt es.
Einige würden sogar um noch mehr Freizeit bitten, damit sie draußen bessere Aussichten auf eine Reintegration hätten. Die Vermutung liegt nahe, dass die Betreffenden aber schwarz oder sogar illegal gearbeitet haben, etwa als Drogendealer.
Eine Richterin für Strafausführung kommt am Montag in mehreren Zeitungen zu Wort. Sie sagt, dass es nur zwei Lösungen gebe: 1. Mehr Gefängnisse bauen und 2. mehr Mittel und Personal in die Wiedereingliederung von Straftätern investieren. Wenn das schneller gelinge, dann würde auch die Zahl der Häftlinge sinken.
Ja, und eine Warnung hat die Richterin noch: Wenn man das "Teilzeit"-System von einem Tag auf den anderen stoppt, dann seien einige Häftlinge geneigt, aus ihrer Woche Freizeit nicht mehr ins Gefängnis zurückzukehren. Die bleiben dann dauerhaft weg.
Olivier Krickel - Illustrationsbild: Anthony Dehez/BELGA