Viel war zunächst nicht von Staatsanwalt Frédéric Bariseau aus Tournai herauszubekommen. Er könne nur das sagen, wozu er befugt sei, und das sei aufgrund der laufenden Ermittlungen nichts, was den Täter womöglich identifizieren könne.
Ob der Mord die Tat eines geistig Verwirrten gewesen sein könnte, wollte ein Journalist wissen. Bariseau wies diese Möglichkeit eher zurück. "Die Person, die angegeben hat, der Täter zu sein, schien sehr ruhig zu sein. Sie stand vor dem Friedhof und wartete auf die Polizei. Sie hat nie versucht zu fliehen und hat zu jeder Zeit Verantwortung für die Tat übernommen. Die Person hat selbst die Polizei angerufen und auf sie gewartet", sagte er.
Tathergang
Wie der Mord abgelaufen sei, auch dazu blieb der Staatsanwalt vage. Sicher sei wohl, dass Bürgermeister Alfred Gadenne wie jeden Abend den Friedhof in Luigne, unweit seiner Hauses, zuschließen wollte. Den Hintereingang hatte er schon geschlossen, als am Haupteingang wohl der Angriff stattfand. Ob im Friedhof selbst oder davor, und ob sich Täter und Opfer schon vorher getroffen hatte, das sei noch nicht klar.
Fakt ist: Kurz vor 20:00 Uhr bekam die Polizei dann einen Anruf. Der Bürgermeister liege tot am Friedhof. Als die Beamten kurz danach am Friedhof eintrafen, fanden sie die Person vor, zu der die Staatsanwaltschaft noch keine Angaben machen will.
In den Medien war am Dienstag allerdings zu lesen, dass es sich um den 18-jährigen Sohn eines ehemaligen städtischen Angestellten handeln soll. Der Vater habe vor zwei Jahren seine Arbeit bei der Stadt verloren und habe daraufhin Selbstmord begangen. Der Mord am Bürgermeister also ein Racheakt des Sohnes, aus persönlichen Gründen?
Betroffenheit in Mouscron
Die Bewohner der Stadt und auch Politiker aller Couleur reagierten zumindest geschockt. Noch am Montagabend fanden sich Bürger am Friedhof ein, um die Szenen dort zu beobachten. "Ich kannte ihn seit meiner Kindheit", schluchzte eine Frau. "Ich habe immer 300 Meter entfernt von ihm gewohnt. Hier, ganz in der Nähe."
Und eine andere Frau meinte: "Ich denke, Mouscron wird heute Nacht nicht schlafen. Wir werden sicher alle niedergeschlagen sein, fassungslos angesichts dieser Nachricht. Schrecklich, dass es zu so etwas kommen konnte."
Die Tat schockt auch deshalb, weil Gadenne ganze 15 Jahre Bürgermeister von Mouscron war und anscheinend allseits beliebt. Schon am Abend selbst machte der erste Schöffe von Mouscron, Michel Franceus, das in einer Stellungnahme des Gemeinderats klar: "Alfred hinterlässt das Bild einer Persönlichkeit, die für jeden zugänglich war. Eine Persönlichkeit mit Qualitäten, unermüdlich. Er hat immer alles dafür getan, damit Mouscron eine Stadt bleibt, in der man gerne lebt. Ein Ausdruck, den er selbst geprägt und der ihm viel bedeutet hat."
Schlange stehen am Kondolenzbuch
Am Kondolenzbuch für den Bürgermeister bildete sich am Dienstagvormittag schnell eine Schlange. Viele Bürger wollten auf diese Weise ihrer Trauer Ausdruck geben um einen Bürgermeister, den sie als volksnah beschrieben. "Er wird uns fehlen. Immer, wenn ich ihn auf der Straße gesehen habe, hat er mich gegrüßt, mir einen Wangenkuss gegeben. So, als ob wir uns schon ewig kennen würden", sagt eine der Trauernden.
Und dieser Mann sagte: "Ich werde mich an seinen Handschlag erinnern, an sein Lächeln. Ich finde, dass er wirklich ein Diener für seine Bürger war. Ein sehr ehrlicher, gerechter Mensch. Schlimm, dass er so enden musste."
Kay Wagner - Bild: Benoit Doppagne/BELGA