In diesem Jahr steigen die Löhne in der EU im Durchschnitt um 2,2 Prozent. Nimmt man dann aber noch die Inflation in die Rechnung auf, und die beläuft sich in diesem Jahr auf 1,8 Prozent, dann bleiben unterm Strich nur noch 0,4 Prozent übrig. 0,4 Prozent mehr im Portemonnaie, das ist also so gut wie nichts. Hier handelt es sich aber um Durchschnittswerte.
In Belgien beobachtet das deutsche Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) sogar eine Negativentwicklung. In diesem Jahr ist es so: Verrechnet man die Lohnsteigerung mit der Inflation, dann sinkt die Kaufkraft um 0,3 Prozent. "Nicht viel", könnte man meinen, doch über die Jahre läppert sich das.
In Belgien gibt es diesen Trend nämlich schon ununterbrochen seit dem Krisenjahr 2009. Und addiert man all diese leichten Rückgänge, dann stellt man fest: In den letzten sieben Jahren ist die Kaufkraft in Belgien um 2,6 Prozent gesunken.
Die wichtigste Erklärung dafür sind die Maßnahmen der Regierung zur Lohnmäßigung. Um die Wirtschaft des Landes wettbewerbsfähiger zu machen, hat ja insbesondere die aktuelle Regierung versucht, die Lohnentwicklung zu bremsen. Sichtbarste Maßnahme war der Indexsprung von 2015, als die Löhne nicht automatisch der Preisentwicklung angepasst worden waren.
Die größten Lohnsteigerungen gab es in Osteuropa. In Rumänien steigen die Löhne in diesem Jahr netto um 8,3 Prozent, in Ungarn immerhin auch noch um vier Prozent.
Roger Pint - Bild: Kurt Desplenter/Belga