Ja, er startet durch, der Flughafen von Charleroi, mit offiziellem Namen ja: Charleroi-Brüssel-Süd. Rekord-Passagierzahl im Juli, und der August scheint die Erfolgsgeschichte fortzuführen. "Wenn man sich die Besucherzahlen anschaut, die steigende Auslastung der Flüge, die sich immer weiter vergrößernde Diversifizierung, dann gehen wir von einem Ergebnis von zwischen 7,3 und 7,5 Millionen Fluggästen in diesem Jahr aus", sagt Flughafensprecher Vincent Grassa. 7,3 Millionen Passagiere, das wäre genauso viel wie im vergangen Jahr, 7,5 Millionen ein neuer Rekord. Die logische Folge eines stetigen Wachstums.
Alles begann Ende der 90er Jahre, als sich die irische Billigfluglinie Rynair dazu entschloss, nach Charleroi zu ziehen. 200.000 Fluggäste gab es im ersten Jahr, 1997, für die Verbindung nach Dublin. Zehn Jahre später waren es bei einer Vielzahl von Flugzielen schon knapp 2,5 Millionen Passagiere, und wieder zehn Jahre später, wie gerade gehört, vielleicht sogar 7,5 Millionen.
Boom hält an
Die Politik ist nicht ganz unschuldig an dieser Erfolgsgeschichte. Der Flughafen gehört mehrheitlich der Wallonischen Region. Und die wallonische Regierung, egal in welcher politischen Konstellation, habe immer viel in den Flughafen investiert. Das sagt Flughafenleiter Jean-Jacques Cloquet. Die Hoffnung dabei war immer, durch die Investitionen sozioökonomische Effekte zu erzielen. Das sei erreicht worden. Allein in den vergangenen zehn Jahren habe der Flughafen 2.000 direkte und indirekte neue Arbeitsplätze geschaffen, 200 allein in diesem Jahr, sagte Cloquet am Donnerstagvormittag in der RTBF.
Und die Voraussetzungen, dass der Boom in Charleroi auch weiter anhält, sind gut. Für die kommenden zehn Jahre werde allein in Europa eine jährliche Zunahme des Flugverkehrs von drei Prozent erwartet, sagt Cloquet. Was man heute schon merkt: Brüssel-Zaventem breche Rekorde, Charleroi breche Rekorde. Aber auch Asien sei in Bezug auf das Fliegen ein sich rasant entwickelnder Markt. Und für Afrika sage man voraus, dass in zehn Jahren jeder zweite Afrikaner reisen werde. Das seien also großartige Perspektiven.
Auf mehr Wachstum bereitet sich der Flughafen bereits heute vor. Am Terminal eins entsteht eine dritte Etage, um mehr Handelsfläche zu bieten. Die Parkplätze werden erneuert, um die Anfahrt zum Flughafen zu erleichtern. Eine Direktanbindung mit der Bahn ist seit längerem im Gespräch. Die Start- und Landebahn soll bis 2020 verlängert werden. Ziel: Auch größere Flugzeuge sollen in Charleroi starten und landen können. Das ist wichtig, um das mittelfristige Ziel des Flughafens zu verwirklichen: nämlich interkontinentale Flüge anzubieten, wie nach Asien und Afrika oder auch nach Nordamerika, wie Cloquet sagt.
Keine Konkurrenz für Zaventem
"In naher Zukunft werden wir vielleicht Direktflüge nach Montreal oder New York anbieten können", sagt Cloquet. "Darin liegt die Zukunft. Deshalb müssen wir uns in diese Richtung entwickeln. Wir haben hier ein enormes Potenzial an Menschen, die in einem Umkreis von ein, zwei Stunden Autofahrt entfernt vom Flughafen wohnen."
Dass durch das ganze Wachstum Charleroi zu einem unbequemen Konkurrenten für den Brüsseler Flughafen Zaventem werden könnte, davon will Cloquet nichts wissen. Das seien unterschiedliche Ligen, in denen die beiden Flughäfen spielen würden. Brüssel-Zaventem müsse sich an Flughäfen wie Frankfurt, Amsterdam und Paris orientieren. Charleroi sei einfach zu klein und wegen der regionalen Verankerung in der wallonischen Politik auch anders strukturiert. Nein, Zaventem und Charleroi seien zwei unterschiedliche Modelle. "Wir können nebeneinander bestehen und uns gemeinsam weiterentwickeln", sagt Cloquet. Gemeinsam in eine rosige Zukunft, könnte man hinzufügen.
Kay Wagner - Bild: Virginie Lefour/BELGA