Die Sorgenfalten von Joseph Ponthier waren schon im Juni groß. Schon damals klagte der Landwirt aus Sprimont über zu große Trockenheit. Ponthier nahm ein Kamerateam der RTBF mit auf seine Weiden, und zeigte den Journalisten dort die gelben Flecken, die es auf der Weide gab.
Gras, das nicht richtig gewachsen war, weil die Wurzeln kein Wasser erreichten. "Und das Gras schmeckt den Kühnen auch noch weniger also sonst, weil es zu trocken ist. Das führt dazu, dass die Kühe nicht genug essen und wegen der Trockenheit eben auch deutlich weniger Milch als sonst produzieren", erklärte Ponthier.
Ponthier ist neben seinem Beruf als Landwirt auch noch Präsident des wallonischen Bauernverbands FWA. Das Problem der zu großen Trockenheit ist beim Verband bekannt, und auch der aktuelle Futtermangel, unter dem viele wallonische Landwirte leiden. Weil eben zu wenig Stroh und Heu da ist, das in den vergangenen Monaten hätte wachsen sollen, aufgrund der Trockenheit aber nicht in ausreichender Menge wuchs.
Unter dem Futtermangel leiden viele – aber nicht alle. Das brachte den Bauernverband auf die Idee, eine Selbsthilfe zu organisieren. Die Bauern, die genug Futter haben und von ihrem Überschuss auch noch abgeben können, werden mit denjenigen in Kontakt gebracht, die unter Futtermangel leiden. Der Kontakt wird über die Internetseite fourrage.fwa.be hergestellt, auf der die betroffenen Angebote, Nachfragen und Kontaktdaten einstellen können.
"Das ist ein kostenloser Service für die Bauern. Für professionelle Futterhändler ist die Seite nicht bestimmt", erklärt Jean Marot, der die Internetplattform mitgestaltet hat. "Die Idee ist tatsächlich, dass wir als Verband unsere Rolle zu 100 Prozent einnehmen und den Bauern helfen, solidarisch untereinander zu sein."
Das System sei etwas Neues und Modernes, das es in der Landwirtschaft zumindest in der Wallonie noch nie gab, fügt Marot hinzu. Erste Anzeigen seien auch schon auf der Seite drauf. Der Verband hofft, dass die ganze Aktion ein großer Erfolg wird.
Die Idee scheint bei den Betroffenen gut anzukommen. Landwirt Raphaël Leroux aus Lierneux sagt: "Es hat nicht in allen Regionen gleich viel geregnet. Diejenigen, die das Glück gehabt haben, dass es bei ihnen viel geregnet hat, konnten deshalb auch viel bei sich ernten. Sie können jetzt denjenigen helfen, die aufgrund des Wetters weniger Futter als normal zur Verfügung haben."
Auf der Seite des Verbands kann man Futter entweder kaufen bzw. verkaufen, oder aber auch ein Tauschgeschäft machen. Was getauscht wird, das machen die betroffenen Landwirte dann unter sich aus.
Und falls sich das System tatsächlich als erfolgreich herausstellen sollte, denkt man beim Bauernverband auch schon einen Schritt weiter. Eine ähnliche Internet-Plattform könnte dann auch zum gegenseitigen Verleih oder Tausch von landwirtschaftliche Maschinen genutzt werden.
Kay Wagner - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga