Flexi-Jobs gibt es in Belgien seit Dezember 2015, und bislang nur im Horeca-Sektor. Flexi-Jobs sollten es den Betreibern von Restaurants, Cafés und Hotels erlauben, zu Stoßzeiten schnell und unkompliziert zusätzliche Arbeitskräfte zu beschäftigen – zum Vorteil für alle Beteiligten.
Vorteil für den Arbeitgeber: Er muss nur 25 Prozent des Lohns als Arbeitgeberanteil an den Staat zahlen, weniger als für einen Festangestellten. Braucht er eine zusätzliche Arbeitskraft, ruft er den Flexi-Jobber einfach an. Braucht er ihn nicht, liegt er ihm auch nicht auf der Tasche.
Vorteil für den Flexi-Jobber: Er bekommt maximal knapp zehn Euro Stundenlohn steuerfrei auf die Hand. Brutto gleich netto. Denn Abgaben zahlt er schon durch ein anderes Arbeitsverhältnis. Der Flexi-Job ist nämlich nur ein Zubrot, ein Nebenverdienst neben einer anderen Arbeit, für die der Flexi-Jobber seine Sozialabgaben leistet.
Gewerkschaft: Es werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen
Über 20.000 Flexi-Jobber zählte der Horeca-Sektor Ende vergangenen Jahres. Jetzt soll das System auf den Handel übertragen werden. Doch die Gewerkschaften laufen Sturm. Für Myriam Delmée, Vizepräsidentin von Secta, einer Unterorganisation der FGTB für Angestellte, Techniker und Führungskräfte, ist klar: "Mit Flexi-Jobs im Handel erhöht man die Zahl der Arbeitsplätze, aber man schafft nicht wirklich neue Arbeitsplätze. Man regelt damit vielleicht die Schwarzarbeit, und mit diesem Ziel wurde die Maßnahme auch von der Regierung begründet. Aber man schafft keinen neuen Arbeitsplatz, der es einem Arbeitnehmer ermöglichen würde, vernünftig zu leben."
Delmée sieht die Gefahr, dass durch die Flexi-Jobs ein neues Arbeitsmodell Einzug in den Handel hält. Ein Modell, dass den Arbeitgebern viel besser passt, als Verhandlungen mit dem festangestellten Personal über neue Arbeitsmodelle.
Delmée sagt: "Die Konsequenz der Flexi-Jobs wird sein, dass wir zum einen normale Angestellte mit einem normalen Arbeitsvertrag haben, die aber immer weniger werden. Daneben wird es einige wenige Zeitarbeiter geben und dann noch all die Möglichkeiten der Flexibilität. Doch statt über die ganzen Möglichkeiten der Flexibilität im Rahmen eines Unternehmens mit den Angestellten zu verhandeln und gemeinsam Lösungen zu finden, ziehen die Arbeitgeber es vor, Leute von außerhalb zu beschäftigen. Das sind Studenten, das sind Flexi-Jobber, die nach Bedarf für ein paar Stunden zur Verfügung stehen."
Nachteile für das Stammpersonal und für die Qualität
Was daran so schlimm ist? Es würde die Situation der Festangestellten weiter verschlechtern. Viele Verkäuferinnen und Verkäufer würden gerne mehr arbeiten, würden das aber nicht können, weil ihnen nicht mehr Stunden gegeben würden.
Nachteile also für das Stammpersonal, aber auch für die Qualität der Arbeit. Das macht Dominik Roland von der liberalen Gewerkschaft CGSLB an einem Beispiel aus dem Horeca-Sektor deutlich: "Wenn man von Catering-Service spricht, dem Servieren von Häppchen, dann spricht man von einem Qualitäts-Service. Man spricht dann auch von einer Lebensmittelkette, deren Vorschriften befolgt werden. Die Flexi-Jobber können diese Standards aber nicht gewährleisten, weil sie nicht in die ganzen Prozesse mit eingebunden sind, weil es keinen gibt, der sich um sie kümmert. Und deshalb können Flexi-Jobber auch nicht die Qualität der Dienstleistung garantieren."
Sorge um den Erhalt von festen Arbeitsplätzen, die ein ausreichendes Einkommen für die Arbeitnehmer gewährleisten, und Sorge um die Qualität der Dienstleistung: Das sind Beweggründe, warum Gewerkschaften schon gegen die Flexi-Jobs im Horeca-Sektor geklagt haben. Im Herbst wird ein Urteil erwartet.
Im September wird auch der neue Vorschlag der Regierung, Flexi-Jobs in Handel und Frisörhandwerk einzuführen, voraussichtlich noch im Parlament diskutiert.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Herwig Vergult/BELGA