Nationalfeiertag - eigentlich Routine und doch immer wieder eine Herausforderung. Den Auftakt macht der inzwischen schon traditionelle "Bal National" auf der Place du Jeu de Balle im populären Marolles-Viertel. Um 19:00 Uhr geht's los. "Und in diesem Jahr haben wir versucht, unser Programm auch für ein etwas jüngeres Publikum auszulegen", sagt Organisator Frank Anthierens. So habe man den flämischen Rapper Zwangere Guy verpflichten können, den auch Nicht-Niederländischsprachige durchaus kennen.
Hiphop-Attitude, um junge Menschen auf die Place du Jeu de Balle zu locken. Für den traditionsbewussten Brüsseler darf aber ein anderer auch nicht fehlen: Le Grand Jojo. Man kann sagen: ein Dauergast beim Bal populaire.
Flomarkt mit "Brol nationale"
Aber, bleiben wir noch im Marolles-Viertel. Für den eigentlichen Festtag am Freitag hat man sich auch was Neues einfallen lassen. Auf der Place du Jeu de Balle gibt es ja täglich einen Flohmarkt. Nur soll der sich am Freitag quasi in den Nationalfarben präsentieren: Die Händler werden gebeten, in erster Linie ur-belgische Waren anzubieten. "Wir nennen das 'Brol national'", sagt Organisator Frank Anthierens, was übersetzt so viel bedeutet wie "nationaler Krempel". Auf dem Flohmarkt wird’s also viel Jacques Brel, viel Hergé, aber auch die Plätzchendosen mit Fotos der Königsfamilie geben - das Ganze in einer urbelgischen Atmosphäre, inklusive Musik und Frittenbude.
Ebenfalls am Nationalfeiertag gibt es das "Restau National". Restaurants bieten das Nationalgericht an: Muscheln mit Fritten. "Diesmal gibt's aber die Aktion 'Alle zu Tisch'", sagt Frank Anthierens. Heißt: Die Gäste können einen kleinen Betrag spenden. Mit dem Erlös wird dann denen ein Essen bezahlt, die sich das nicht leisten können.
Soweit also das Programm in den Marolles. In einem etwas gediegener Rahmen findet ebenfalls schon am Donnerstagabend das traditionelle klassische Konzert im Bozar statt, das von den Machern des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs organisiert wird. Diesem Konzert wohnt auch traditionell das Königspaar bei.
Te Deum und Défilé
Am Freitag dann, am eigentlichen Festtag, gibt es auch einige unumstößliche Termine. Erst das Te Deum in der Kathedrale Sankt Michale und Sankt Gudula. Zeitgleich beginnt dann aber auch schon das Fest im Brüsseler Park. Dort stellen sich viele föderale Dienste und Behörden vor, unter anderem die Polizei aber auch die Zollbehörden und die Armee.
Und apropos Armee. Die Streitkräfte haben dann um 16:00 Uhr ihren großen Auftritt und zwar beim traditionellen Défilé. An der Parade beteiligen sich aber auch bekanntlich zivile Einheiten. Das Défilé steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Stolz, zu dienen". Und das ist auch ein Verweis auf die "Inlands-Mission" der Streitkräfte. Seit mehr als zwei Jahren Bewachen ja Soldaten strategische bzw. sensible Orte im ganzen Land.
Die Parade steht in diesem Jahr unter dem Kommando des neuen Oberbefehlshabers der Landstreitkräfte, General-Major Marc Thys. Für ihn ist dieses Défilé nach wie vor eine tolle Gelegenheit, die Streitkräfte dem breiten Publikum vorzustellen, auch in der Hoffnung, dass der eine oder andere junge Mensch vielleicht eine Berufung für sich entdeckt - zumal die Armee in den nächsten Jahren bis zu 10.000 neue Leute rekrutieren werde.
Am Freitagabend dann gibt's für alle nur einen Treffpunkt, sagt Frank Anthierens: Dann steigt vor dem Stadtschloss das traditionelle Feuerwerk zum Nationalfeiertag.
Tradition hat schließlich noch eine Frage, die sich vor jedem Nationalfeiertag stellt: Kommt er oder kommt er nicht? Der Platzregen? Eigentlich gilt, wenn auch mit Ausnahmen: Kein Nationalfeiertag ohne "drache nationale".
Nationalfeiertag in Ostbelgien
Selbstverständlich wird der Nationalfeiertag aber nicht nur Brüssel gefeiert, sondern überall in Belgien. Auch in Ostbelgien finden an vielen Orten Veranstaltungen statt, darunter in Bütgenbach, St. Vith, Malmedy oder Eupen. Für viele Ostbelgier ist der Nationalfeiertag ein Tag wie jeder andere. Für andere hat der Tag eine starke symbolische Bedeutung.
Fakt ist: Viele Ostbelgier freuen sich auf den freien Tag am 21. Juli. Auf welches historische Ereignis der Nationalfeiertag zurückzuführen ist, ist vielen aber nicht immer ganz klar. In einer nicht repräsentativen Umfrage in der Eupener Unterstadt hat der BRF einige Ostbelgier nach dem Anlass für den nationalen Feiertag gefragt. Die richtige Antwort wusste auf Anhieb nur eine der Befragten, eine Geschichtslehrerin: Tatsächlich erinnert der Nationalfeiertag an den 21. Juli 1831. An dem Tag leistete der erste König der Belgier, Leopold I., den Eid auf die Verfassung.
rop/pm - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA