"Alles reiner Zufall", versichert Haroun Fenaux, Sprecher von Proximus. Da konnte er noch nicht ahnen, dass das, was er zu sagen hatte, sogar tags drauf Gegenstand einer kleinen Debatte in der Kammer werden sollte.
Hier handelt es sich um eine Mitteilung, die wohl kein Unternehmenssprecher gerne bekanntgibt. Erst die gute Neuigkeit: Proximus wird bei den Mobilfunkverträgen das inbegriffene Datenvolumen drastisch aufstocken. Manchmal um mehr als 50 Prozent, sagt der Sprecher, der dann aber eben die schlechte Neuigkeit gleich hinzufügt: Dafür würden die Preise ein klitzekleines bisschen steigen, so um maximal fünf bis sechs Prozent.
Wenn die schlechte Nachricht auch einer guten folgt, so ist sie dafür doch längst nicht überall gut angekommen. "Wie bitte?", empörten sich flämische und frankophone Parlamentarier in der Fragestunde in der Kammer. Mal eben bis zu sieben Prozent, das sei doch viel mehr als die Inflation, wetterte Dirk Janssens (OpenVLD). Und das ausgerechnet in Belgien, wo die Mobilfunk-Tarife ohnehin schon vergleichsweise hoch seien.
Und wie solle man da nicht einen pikanten Zusammenhang herstellen, fragt sich Emmanuel Burton (MR), eben einen Zusammenhang zwischen dieser Preiserhöhung und der Tatsache, dass gerade erst die Roaming-Gebühren weggefallen sind?
Hier passt dann wieder die Antwort des Proximus-Sprechers, das "Nee, nee, nee, nee". Es gäbe da überhaupt keinen Zusammenhang. Hier fielen zwei Dinge zeitlich zusammen, die nichts miteinander zu tun hätten, sagte Haroun Fenaux in der RTBF. Das Einzige, was man aber sagen könne ist: Das aufgestockte Datenvolumen, das gelte ab jetzt freilich für ganz Europa.
So mancher will sich aber mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben. Prominentester Kritiker der Maßnahme von Proximus: der für Telekommunikation und Staatsbetriebe zuständige Vizepremier, Alexander De Croo. In der Kammer darauf angesprochen, reagierte der OpenVLD-Politiker vergleichsweise giftig: In einem freien Markt sei der Kunde schließlich König. Und, klar habe ein Anbieter das Recht, seine Tarifformeln anzupassen. Allerdings habe auch der Verbraucher die Möglichkeit, jederzeit seinen Anbieter zu wechseln.
Und dann wird der Minister noch deutlicher: Er rufe alle Verbraucher dazu auf, die Preise zu vergleichen. Dafür gebe es schließlich diverse Vergleichsportale, wie meilleurtarif/bestetarief oder Test Achats. Wenn der Aufsichtsminister schon die Kunden ausdrücklich zum Anbieterwechsel ermuntert. Zumal, nicht vergessen: Mehrheitsaktionär von Proximus ist nach wie vor der belgische Staat.
Er denke eben in erster Linie an den Verbraucher sagt De Croo. Und er könne nur feststellen, dass andere Anbieter, ob nun im In- oder im Ausland, zwar auch ihr Datenvolumen anheben, aber eben nicht ihre Preise. Das nennt man wohl einen Rüffel. Zumal De Croo in der RTBF auch schon angedroht hatte, selbst den Anbieter zu wechseln und mit ihm gleich sein ganzer Beraterstab.
Sollte Proximus dennoch bei seiner Entscheidung bleiben: Die gleichzeitige Erhöhung des Datenvolumens und der Preise soll am 1. August in Kraft treten.
Roger Pint - Illustrationsbild: Eric Lalmand/BELGA