Der Kubikmeter Wasser wird ab dem 1. Juli um 25 Cent teurer - und der Grund liegt auf der Hand. Findet zumindest diese Frau, gefragt von einem Journalisten der RTBF. Sie sagt: "Ich nehme mal an, weil es nicht regnet. Deshalb gibt es weniger Wasser, nichts funktioniert mehr richtig, und deshalb wird Wasser teurer. Stimmt’s?" Nein, stimmt nicht. Denn anders als man es in der Wirtschaftswissenschaft lernt, ist der Preis von Wasser bei uns noch nicht abhängig von Angebot und Nachfrage. Wasser gibt es in der Regel für den Normalbürger genug, die Wasserknappheit der letzten Tage ist eher die Ausnahme und wirkt sich nicht direkt auf die Wasserpreise aus.
Nein, verantwortlich für die Preiserhöhung um satte fünf Prozent sind Investitionen, die die Wasserverwaltungsgesellschaft der Wallonie, die SPGE, in den vergangenen Jahren getätigt hat. Investitionen in Anlagen, durch die das verbrauchte Wasser gesäubert wird. Auf ihren Internetseiten erklärt die SPGE, dass sie damit einen Beschluss der EU umgesetzt hat. Die hatte entschieden, dass die Abwässer aus allen Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern gesammelt und gereinigt werden müssen. Zum Schutz der Umwelt.
Um das zu gewährleisten, musste die SPGE investieren. Rund vier Milliarden Euro habe die Wallonie für neue Anlagen ausgegeben, sagt SPGE Finanzdirektor Philippe Delcuve. Die Kosten seien auch deshalb so hoch gewesen, weil die Anlagen in der Wallonie sehr veraltet waren. Die Investitionskosten würden durch Preiserhöhungen an die Kunden weitergegeben.
Das erklärt auch, warum sich der Preis für Leitungswasser innerhalb der vergangen zehn Jahre fast verdoppelt hat. 2007 kostet der Kubikmeter Wasser noch 2,81 Euro, ab Samstag, 1. Juli, werden es 5,31 Euro sein. 25 Cent mehr als noch heute. Für den durchschnittlichen Haushalt in der Wallonie wird sich dadurch die Jahresrechnung für Wasser um 25 Euro erhöhen.
Und wahrscheinlich geht es mit dem Preis weiter nach oben. Auch für die kommenden Jahre hat die SPGE Preiserhöhungen geplant. Alle immer noch im Zusammenhang mit den Investitionen, die in die Wiederaufbereitungsanlangen getätigt wurden. Immerhin waren die Anstrengungen enorm, sagt Pilippe Delcuve. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre habe die Wallonie die Kapazitäten zur Wasseraufbereitung dadurch mehr als verdoppelt.
Klar, dass diese Preiserhöhungen keinem gefallen. Aber wenn es um Wasser geht, sind sie es vielleicht wert. Dass Wasser eine gute Qualität hat und sinnvoll wiederaufbereitet wird, liegt im Interesse von allen. Denn immerhin sind alle von Wasser abhängig: Menschen, Tiere und die Natur.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Fred Tanneau/AFP